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In Israel feiern Hunderttausende die homosexuelle Emanzipation

Die Pride Woche in Tel Aviv geht zwar noch bis zum 17. Juni 2013, doch schon jetzt bejubeln die Veranstalter_innen einen großen Erfolg. So wurde die Besucher_innenzahl beim Pride am vergangenen Freitag im Vergleich mit 2012 wohl noch einmal übertroffen.

„Zehntausende“ seien es gewesen, so die Polizei, doch Veranstalter_innen und Beobachter_innen sprechen von mindestens 120.000 Frauen und Männern, die zu der Demonstration gekommen sind. „In Tel Aviv bin ich frei!“, bekennt Hamed gegenüber der Internetplattform haolam.de. Und weiter: „Hier kann ich so leben wie ich will, ohne Angst.“ Dies sei nicht immer so gewesen, bekräftigt er.

Er komme aus einem kleinen Ort, wo die Terrororganisation „Fatah“ herrsche und wo der Holocaustleugner Abu Mazen die Macht besitze. Dies, ohne je demokratisch gewählt worden zu sein. Unter dessen Herrschaft würden Homosexuelle drangsaliert und ermordet, und Frauen würden unterdrückt und bestraft, wenn sie ein selbstbestimmtes Leben führen wollen. Dann aber gelang dem schwulen Araber Hamed die Flucht, und in Israel lernte er bald den Mann kennen, den er so schnell wie möglich heiraten möchte.

In Israel gibt es nicht nur die Homo-Ehe, sondern auch ein Adoptionsrecht für Lesben und Schwule

Auch ein Kind wollen die beiden adoptieren, was in Israel ebenso legal ist wie die Homo-Ehe an sich. Hamed sagt, es sei bereits seine zweite Pride-Demo in Tel Aviv, eine Stadt, in der sich seit vielen Jahren eine einzigartige LGBT-Szene etabliert und entwickelt hat.

Am Freitag ist zudem aufgefallen, dass die Zahl der europäischen Besucher_innen noch grösser als in den vergangenen Jahren war. Auch Vincent Autin und sein Mann Bruno waren da – die beiden sind das erste schwule Paar, das in Frankreich offiziell geheiratet hat. Die Reise nach Tel Aviv war somit ihre Hochzeitsreise.

Ein deutscher Besucher wiederum bekennt: „Von Israel lernen, heißt Emanzipation lernen. Deshalb werde ich immer wieder Israel besuchen!“ Am 1. August übrigens wird in Jerusalem – die Bevölkerung dort ist wesentlich konservativer als die in Tel Aviv – die „Jerusalem Parade for Pride and Tolerance“ veranstaltet.

Foto: US-Konsulat Tel Aviv

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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