Was ist schlimmer als ein Politiker, der keine Lust hat, einen bestimmten Termin wahrzunehmen und mit dem Hinweis auf „Terminprobleme“ absagt? Schlimmer ist ein Politiker, der eine bestimmte Terminanfrage weder zu-, noch absagt, dies wohl in der Hoffnung auf die Gnade des Vergessens. queerpride aber vergisst nichts. Und so liegt die Anfrage der beiden Berliner Landtagsabgeordneten Stefan Evers (CDU, Foto links) und Tom Schreiber (SPD) bei uns quasi „auf Termin“. Zur Erinnerung: Evers und Schreiber waren verstimmt darüber, dass der CSU-Generalsekretär und Bundestagsabgeordnete Alexander Dobrindt die Homosexuellen als „Minderheit“ eingestuft hat und luden den Mann dazu ein, mit ihnen die Gay-Szene zu erkunden. Die homosexuelle Vielfalt wollen Evers und Schreiber ihrem kritischen Kollegen aus München präsentieren, entweder während des Berliner CSDs oder eine Woche zuvor beim schwullesbischen Strassenfest im Berliner Nolli-Kiez. Dobrindt bestätigte in einem Interview mit dem Fernsehsender „Phoenix“, die Einladung erhalten zu haben und kündigte an, „bald“ (!) darüber zu entscheiden. Das ist nun sechs Wochen her, und viermal telefonierten wir seit diesem Interview mit Dobrindts Büro. Mails gingen hin und her, und zwar immer mit derselben Frage: „Wann entscheidet Dobrindt?“ Und immer erhielt queerpride die läppische Antwort: „Es ist noch nichts entschieden!“ Was soll das? Dobrindt muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sich alle Beteiligten langsam aber sicher verarscht fühlen. Vielleicht will Dobrindt ja auch genau das, und somit wäre sein Kalkül aufgegangen. Wie dem auch sei: Nunmehr soll er endlich zu- oder absagen. Würde er Ersteres tun, wovon kaum auszugehen ist, wäre das eine schöne Überraschung. Eine Absage aber würde nur eines beweisen: Der Unionspolitiker hat gar kein Interesse daran, homosexuelles Leben kennenzulernen und vielleicht gar zu verstehen. Wäre es so, dann wären wenigstens die Feindbilder geklärt.
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