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Gay Radar: Wenn man mal daneben liegt …

Gay Radar

Was macht man, wenn man einen gutaussehenden, sexy Kerl trifft, der einen interessieren könnte? Man gibt Signale, wartet auf Signale – aber zu allererst wird man das schwule Radar anwerfen. Ist der überhaupt …?

Es gab einmal Zeiten, in denen »man« sich vergleichsweise leicht erkennen konnte. So waren homosexuelle Männer die ersten, die die Armbanduhr für sich entdeckten, als in den sogenannten »normalen« Kreisen noch die Taschenuhr en vogue war.

Auch die Levis 501, die heute als die klassischste aller Jeans gilt, war ursprünglich nichts Anderes als eine Arbeitshose, bevor sie von der schwulen Klientel zur Mode erhoben wurde. Aber alles, was einmal aus der schwulen Ecke stammte, wurde über kurz oder lang von der heterosexuellen Mehrheit adaptiert. 

Heute ist das völlig anders. In Zeiten, in denen heterosexuelle Männer Make-up und Wellness für sich entdeckt haben, in denen gestandene Männer mit Schultertäschchen durch die Straßen laufen, in denen Prosecco zum Standard geworden ist, fällt es immer schwerer, gefahrlos anzubändeln.

Denn bei aller Toleranz in Modefragen: Nur wenige Heteros fühlen sich geschmeichelt, wenn ihnen ein Mann Komplimente macht. Es ist halt immer noch ein Unterschied, ob ein Mann einer Frau hinterherpfeift oder ob ihm hinterhergepfiffen wird.

Nun sagt man Schwulen ja nach, dass sie über das erwähnte, angeblich recht zuverlässiges Radarsystem verfügen – aber darauf kann man sich auch nicht mehr grundsätzlich verlassen. Da steht ein gutaussehender, gestylter, modisch gekleideter Mann an der Ecke (ein Bild, wie man es zuhauf aus den Profilen verschiedenster schwuler Dating-Apps kennt), strahlt in die Menge … und wird doch überschwänglich von einer Frau begrüßt – und man erkennt sofort, dass da mehr ist als Freundschaft.

Oder man kommt auf eine Party, sieht diesen unglaublich schönen Mann in der Küche, der mit übereinandergeschlagenen Beinen dort sitzt und mit Hingabe am Strohhalm eines Cocktails nuckelt – und doch ist jeder Anbaggerei vergeblich.

Neulich erzählte mir ein Freund, dass zu Corona-Hochzeiten der (beinahe) einzige Sozialkontakt der Paketbote war, der zu allem Überfluss auch noch ins Beuteraster passte. Jedes freundliche Wort beantwortete er mit einem breiten Lächeln, das zu den schönsten Hoffnungen Anlass gab.

Und witzig war er auch noch, wie die kurzen Konversationsschnipsel im Treppenhaus zeigten. Da nahm er sich eines Tages ein Herz und meinte, betont flapsig und nebenbei, wenn man sich eh jeden Tag sähe, könne man doch auch heiraten – worauf das Lächeln des Paketboten schockgefror.

Ohne ein Wort drehte er sich um und stürmte die Treppen hinunter, dem Ausgang entgegen. Schlagartig hörten auch die Paketlieferungen auf … allerdings stellte sich später heraus, dass es gar nicht an dem »Antrag« lag – es gab schlicht keine Bestellungen, die hätten ausgeliefert werden können.

Denn eines Tages war er wieder da, grüßte freundlich, lächelte unverbindlich bei der Quittierung der Lieferung, und ging wieder. Alles, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. 

Jeder wird schon einmal peinliche Situationen erlebt haben und möchte am liebsten im Boden versinken. Aber manchmal lösen sie sich sogar solche Situationen auf, und es entstehen (platonische) Freundschaften. Letztlich kommt es doch immer darauf an, dass man sich mag. Und es muss nicht immer horizontal sein.

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