Ein Streit liegt in der Luft. Wieder einmal hat man sich falsch verstanden, ist genervt voneinander. Dazu kommt die Enge des Lockdowns. Aufeinanderhocken deluxe.
Anna Holfeld, Paartherapeutin, Coach und Autorin aus Berlin, versucht solche Situationen mit ihren Paaren genau aufzudröseln. Nicht, um die Sache noch größer zu machen, sondern um herauszufinden, an welcher Stelle man intervenieren kann.
“Egal ob in einer lesbischen oder heterosexuellen Beziehung, es gibt diese Schiebetürmomente. Die Momente, in denen die Tür entweder auf oder zu geht, in denen man entweder in Kontakt miteinander bleibt oder sich voneinander abwendet und eine Eiszeit anbricht.” Gegen diese anbrechende Eiszeit kann man aber etwas tun.
John Gottmann, einer der anerkanntesten Beziehungsforscher macht dazu folgendes Bild auf: Beziehungspartner*innen befinden sich jeweils in einem eigenen Raum, bestenfalls mit einer Öffnung, einer Tür, um sich gegenseitig zu besuchen.
Die Tür ist offen, man hält sich auch mal alleine im Raum auf, aber sieht die andere oder den anderen beim hinüberschauen. Man hört sich, spürt sich. Bestimmte Auslöser aber, ein falsches Wort, ein falscher Blick, lassen diese Öffnung kleiner werden, wie bei einer Schiebetür eben.
Je schlimmer die Irritation oder Verletzung, desto mehr schließt sich die Tür. Manchmal passiert das sogar ziemlich plötzlich, vergleichbar vielleicht eher mit einer zugeknallen Altbautür, die das ganze Haus erzittern lässt. Das Ergebnis: zwei Menschen in zwei Räumen, aus dem Kontakt gefallen. Und wenn es in der Realität des Lockdowns nicht einmal zwei Räume gibt, dann sitzen diese Menschen vielleicht nebeneinander auf der Couch, aber zwischen sich eine geschlossene Tür.
Anna Holfeld versucht in ihrer Arbeit, Paare zu sensibilisieren, den Moment zu erkennen, bevor die Tür gänzlich zugeht. Den Augenblick abzupassen, in dem man noch einen Fuß in die Tür stellen oder ein Friedensfähnchen hindurch stecken kann. Das ist das sogenannte Beziehungsangebot, als der deutliche Hinweis, dass man Wert auf eine kleine Ritze in der Tür legt, um nicht völlig aus dem Kontakt zu fallen.
Wichtig ist, dass auch die andere Person bereit ist, das Konzept des Beziehungsangebots anzuerkennen. Das heißt: selbst wenn die Schmollende oder der Beleidigte sich noch Zeit und Abstand erbittet, bleibt die Tür trotzdem ein klein wenig offen. So, dass ein erneutes Beziehungsangebot von der anderen Seite auch wahrgenommen werden kann.
Aktuell, in dieser Pandemie, in der man sich einerseits Nähe und andererseits Abstand wünscht, ist Bewußtsein über die eigenen Beziehungsmuster und auslösende Trigger besonders wichtig. Für alle, die nicht gleich in die Paartherapie gehen möchten, hat Anna Holfeld ein Kartenset entwickelt, das Unterstützung, aber auch Unterhaltung bietet. Die Karten reichen von Kommunikationsübungen, über Kochexperimente bis hin zu einem Blind Date Spiel. Die Box ist ein gelungenes Geschenk zum Valentinstag oder Geburtstag und an sich bereits ein Beziehungsangebot. Warum also nicht der Partner*in mal ein Kartenspiel durch die Türritze schieben.
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Bild: ©liebendgern.