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Steinchenweise – LEGO entdeckt weibliche Intelligenz

© Alan Chia /CC-BY-SA 2.0 (via Wikimedia Commons)

Aus sechs 2×4 LEGO-Steinen lassen sich mehr als 900 Millionen Kombinationen zusammenbauen. Umso mehr mag es verwundern, dass sich LEGO oft so eindimensional präsentiert. In einem weltweit beachteten Brief an den dänischen Konzern beschwerte sich Anfang diesen Jahres ein kleines Mädchen darüber, dass in der bunten Spielzeugwelt Frauen meistens im Garten anzufinden sind, oder das Haus hüten müssen, während die männlichen Figuren Abenteuer erleben und die Welt erkunden. Der über das Netz verbreitete Brief heizte eine bereits vorhandene Diskussion an. Denn seit 2011 vertreibt LEGO seine Themenwelt Friends. Speziell für Mädchen entwickelt, wird hier eine Welt mit kleinen Vögelchen, Yachten und passendem Traumhaus präsentiert. Die Welt der Astronauten, der Abenteuer und Forscher gehört nicht in den Friendskosmos.

Geschlechterspezifisches Spielzeug, egal ob die pinkfarbene Friends-Welt aus dem Hause LEGO, oder die ebenfalls in Pink gehaltenen Ü-Eier speziell für Mädchen, stehen seit ihren Markteinführungen in der Kritik. Ihnen lastet der Vorwurf der Eindimensionalität an, der Genderspezifizierung, die bereits im Kindesalter tradierte Rollenmuster einübt und somit die Aufrechterhaltung selbiger befördert. Eben dies erklärt die kleine Kulturrevolution im als konservativ geltenden LEGO-Land, die durch die amerikanische Geochemikerin Ellen Kooijman ausgelöst wurde.

Über das offizielle Legoportal IDEAS können User über die besten selbstkreierten Sets abstimmen, die bei passender Resonanz die Möglichkeit erhalten von einer firmeneigenen Jury zur Produktion ausgewählt zu werden. Unter den zig Raumschiffen und Nachbauten aus bekannten Hollywoodfilmen fand sich ein zunächst unscheinbares Set. Drei wissenschaftliche Szenen zeigen ein Chemielabor, eine Sternenwarte und eine Paläontologie mit passendem Dinosaurierskelett. Doch die drei in ihnen agierenden Wissenschaftler sind alle Frauen! Das von Kooijman unter dem Usernamen Alatariel vorgestellte Projekt bekam binnen kürzester Zeit den Support der benötigten Stimmen, hat es nun in die Ladenregale geschafft und ist auch dort ein Hit. In den USA war es nach nur vier Tagen ausverkauft und auch in Deutschland ist es derzeit vergriffen. Dem beigefügten Bootleg ist die von Kooijman intendierte Botschaft ihrer Legoforscherinnen zu entnehmen: „Ich hoffe sie zeigen, dass Mädchen werden können, was immer sie wollen.“

Da das Set 165 Einzelteile enthält, könnten sich (genderneutral) Milliarden neue Ideen eröffnen.

Written by Andreas Heimann

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