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Sotschi 2014: Sportereignisse sind politisch!

Sportereignisse

In den sozialen Netzwerken ist eine umfangreiche Diskussion darüber entbrannt, ob sportliche Veranstaltungen politisiert werden dürfen. So formuliert müsste man im Grunde antworten: Nein! Wenn aber das Land, in dem Spiele veranstaltet werden, offensichtlich gegen die Menschenrechte verstößt, dann müssen sogar politische Maßnahmen ergriffen und Bekenntnisse abgegeben werden!

Russland, aber auch Katar, wo 2022 die Fußball-Weltmeisterschaft stattfindet, gehören ganz klar zu diesen Schurkenstaaten, und man fragt sich, welche Kriterien das IOC beziehungsweise der Weltfußballverband Fifa eigentlich bei der Auswahl der jeweiligen Gastgeberländer zugrunde legt.

Es wird wohl in erster Linie ein einziges Kriterium sein: Money, money, money. Einzuhaltende Menschenrechte sind es auf jeden Fall nicht, denn beides, Russland und Katar, sind Länder, in denen Homosexuelle massiv bestraft werden, wenn sie sich bekennen. In Katar gilt für Lesben und Schwule sogar die Prügelstrafe und eine Haftstrafe bis zu 15 Jahren.

Wenn schon das IOC und die Fifa die Notwendigkeit sehen, ausgerechnet in solchen Ländern Spiele stattfinden zu lassen, dann müssen sie es sich gefallen lassen, dass kritische Beobachter es im Blick behalten, was deren Statuten zum Thema „Menschenrechte“ aussagen. Beim IOC ist eine entsprechende Auslegung übrigens glockenklar:

Wenn es in einem gastgebenden Land Menschenrechtsverletzungen gibt, dann dürfen Spiele dort zwar grundsätzlich stattfinden, das gastgebende Land aber darf ausgeschlossen werden. Leider aber ist Papier bekanntlich geduldig, und IOC-Chef Rogge hat während der zurückliegenden Leichtathletik-WM wohl eher eine unsägliche Aussage des früheren chinesischen Staatspräsidenten Ju Jintao im Kopf gehabt, der 2008 bei den Olympischen Spielen in China, wo Andersdenkende unterdrückt und ermordet werden, meinte: „Don’t mix politics with games!“

Rogge tat nämlich überhaupt nichts, es gab keinen Vorwurf gegen die Russen wegen ihrer Homophobie etc. Beim IOC nennt man solche Untätigkeit gerne „Diplomatie“. Das ist mit Blick darauf, dass durch die Olympischen Spiele beziehungsweise durch die Fußball-WM Millionenbeträge in zwei- und gar dreistelliger Höhe in die Länder gepumpt werden, in denen Homosexuelle, Andersdenkende und Dissidenten um ihre Gesundheit oder gar um ihr Leben bangen müssen, schlicht und ergreifend unerträglich.

Daraus folgt, dass jeder Sportler und jeder Funktionär ganz im Gegenteil zu Ju Jintaos Aussage sich vor die Diskriminierten stellen müssen und zwar mit deutlichen und unmissverständlichen Bekenntnissen. Merke: Sportereignisse können sehr wohl politisch sein!

Foto: © William Murphy/ CC-BY-SA 2.0 (via Flickr Commons)

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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