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Slowenen stimmen heute über Abschaffung der „Ehe für alle“ ab

facebook.com/Ljubljana Pride 2015

Die Slowenen können sich am heutigen Sonntag für die Abschaffung der Homo-Ehe in ihrem Land entscheiden. Obwohl das Land mehrheitlich katholisch ist, verfügt es über eine der modernsten Homo-Gesetzgebungen in ganz Europa: Schwule und Lesben dürfen offiziell heiraten und Kinder adoptieren. Eine rechtsgerichtete Initiative will heute das Volk darüber abstimmen lassen, die Homo-Ehe in Slowenien wieder abzuschaffen.

In Slowenien, obwohl mehrheitlich katholisch, weht ein anderer Wind, als in den meisten Balkanländern. Schon immer war Ljubljana, die Hauptstadt des Landes, eher an Wien als an Moskau orientiert. Im Nachbarland Serbien ist der Christopher-Street-Day hingegen in der Vergangenheit immer wieder wegen vorgeblicher Sicherheitsbedenken abgesagt worden, oder das Fest ging in Krawallen rechts-nationalistischer Gruppen unter.

Slowenien ist dagegen vergleichsweise homofreundlich: „Bei uns muss niemand fürchten, verprügelt zu werden“, sagte Miha Lobnik, ein Aktivist des Netzwerks „Legebitra“ aus der Hauptstadt, das für die Rechte von Homosexuellen kämpft, gegenüber der Zeitung „Die Welt“ noch Anfang Juni dieses Jahres.

Seit 2006 sind eingetragene Lebenspartnerschaften in Slowenien möglich. Im März dieses Jahres hat Regierungschef Miro Cerar dann eingetragene Lebensparterschaften mit den Ehen heterosexueller Menschen gleichgestellt. Seitdem dürfen Schwule und Lesben ganz normal heiraten und auch Kinder adoptieren.

„Die Ehe ist ein Bund zwischen zwei Menschen“

„Die Ehe ist ein Bund zwischen zwei Menschen“, heißt es seitdem im Familienrecht des Landes. Das jedoch scheint nicht jedem Slowenen zu gefallen. In weiten Teilen der Bevölkerung formiert sich heftiger Widerstand gegen die Gesetzesnovelle. In der Wahrnehmung vieler wurde das Gesetz in Hinterzimmern ausgehandelt, ein Mitspracherecht der Bürger habe es praktisch nicht gegeben.

„Kinder brauchten einen Vater und eine Mutter, so hat die Natur es vorgesehen“, sagt beispielsweise Aleš Primc, Gründer der slowenischen NGO „Es geht um die Kinder“.

Widerstand in der Bevölkerung gegen liberale Gesetzgebung

Aktivist Miha Lobnik sieht schwarz für den Bestand des liberalen Gesetzes. „In der Bevölkerung gab es großen Widerstand, die Ehe für alle zu öffnen“. 49 Prozent der Slowenen würden laut einer aktuellen Umfrage das Adoptionsrecht für Schwule und Lesben persönlich ablehnen. Gerade einmal 38 Prozent sprächen sich dafür aus. 

Die Gegner der Homo-Ehe, einem Bünsnis der katholischen Kirche so wie einer recht-nationalen Partei, haben bereits im Vorfeld des Referendums mehr als 40.000 Unterschriften gegen die Homo-Ehe gesammelt. Damit der Volksentscheid gültig ist, müssten sich mindestens 20 Prozent der 2,6 Mio. Einwohner des Landes heute an dem Referendum beteiligen.

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