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Sind Männer, die Baileys trinken, immer schwul?

© Prayitno /CC-BY-SA 2.0 (via Flickr Commons)

Sind Männer, die Baileys trinken, immer schwul? Im afrikanischen Staat Kamerun scheint ein Richter davon überzeugt zu sein, denn ein Hinweis darauf, dass ein Mann diesen Likör trinkt, hat gereicht, ihn wegen „homosexueller Umtriebe“ zu verurteilen. Das berichtet Online Focus.

Homosexuelle nicht mehr wert als eine Fliege

In Kamerun ist Homosexualität seit 1972 verboten und gilt wie in den meisten afrikanischen Ländern als „schweres Vergehen“. Homosexuelle seien nicht mehr wert als eine Fliege – das ist ein geflügeltes Wort in Kamerun. Geahndet wird Homosexualität mit bis zu fünf Jahren Gefängnis, und in Kamerun geht es da mitunter äußerst bizarr zu. So werden die Menschen in dem Land von den Behörden geradezu aufgefordert, Frauen und Männer, die man als homosexuell einschätzt, unverzüglich bei der Polizei anzuzeigen, was dann auch gerne getan wird. Meistens stecken Nachbarschaftsstreitigkeiten dahinter, oder aber die anzeigende Person will dem vermeintlich Homosexuellen eins auswischen. Ob die oder der Angeschwärzte wirklich lesbisch oder schwul ist, kann in den seltensten Fällen bewiesen werden, doch die Anschuldigung reicht oft für eine Verurteilung aus. Oder eben die Ansicht, dass ein heterosexueller Mann niemals Baileys trinken würde.

Todesstrafe für Homosexuelle

Online Focus beruft sich beim „Baileys-Urteil“ auf den bekannten Rechtsanwalt Michel Togue, der auf seinem Blog Think Progress immer wieder auf Menschenrechtsverletzungen hinweist. Auch vertritt der Menschenrechtsaktivist in Kamerun Menschen, die angeblich oder wahrhaft homosexuell sind. Togue verweist darauf, dass in vielen Ländern Afrikas eine reine Denunziation schon ausreicht, um jemanden wegen „schwulen Umtrieben“ ins Gefängnis zu werfen. Grundlage für entsprechende Gerichtsurteile seien zumeist fadenscheinige „Argumente“, Vorurteile oder aber wie im vorliegenden Baileys-Fall die reine Meinung eines homophoben Richters. Dabei sind die fünf Jahre Haft, die in Kamerun auf Homosexualität steht, noch „human“. In Mauretanien, Nordnigeria, Südsomalia und im Sudan droht einem Homosexuellen sogar die Todesstrafe.

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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