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Schwule Nazis


Und beiden, Nazis und Schwule, ist gemein, daß sich aus ihren Vorurteilen immer auch Haß nährt, und Vertreter beider Gruppen deshalb auch durchaus zum Haß neigen. Sie verpacken diesen nur unterschiedlich. Wer in das Antlitz eines auschwitzleugnenden Nazis blickt, kann Haß entdecken.

Wer in das Antlitz eines jungen Schwulen blickt, der von der Anmache eines Älteren berichtet, oder aber in das von Rosa von Praunheim schaut, wie ihm die Gesichtszüge entglitten, als er auf der „Berlinale“-Bühne den Papst anpöbelte, kann Haß entdecken.


Beide, Nazis und Schwule, neigen also in ihrem Hohnsprechen und ihrer Kritik an Andersdenkenden zum unseligen Fundamentalismus und Radikalismus, und da eint die Nazis und die Schwulen auch, daß sie wohl niemals das große Wort der jüngst verstorbenen Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich vernommen haben: „Mein Lebensziel war und ist die Befreiung von Denktabus, Vorurteilen und Ideologien!“

Eine weitere Schnittmenge der Schwulen und Nazis ist die, daß sie Andersdenkende gerne in für sie genehme Schubladen stecken. Schlimmer noch: Da werden aus Nazis auch mal flugs Schwule, und aus Schwulen werden Nazis.

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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