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Proteste und Gewalt gegen Homosexuelle in Frankreich arten immer weiter aus

Auch nachdem die Homoehe in Frankreich nunmehr gesetzlich erlaubt ist, kommt das Land nicht zur Ruhe. Im Gegenteil. Frankreich ist das siebte europäische Land, in dem Homosexuelle heiraten dürfen, doch nirgendwo hat es im Vorfeld und im Nachgang der entsprechenden politischen Entscheidungen derartige Proteste gegeben wie bei unseren Nachbarn. Proteste, die immer radikaler werden und das Land zunehmend verstören. In den vergangenen Nächten wurden in Lille und Bordeaux mehrere Gay-Bars von einem homophoben Mob verwüstet, im traditionellen Gay-Viertel von Paris, dem Marais, hat die Polizeipräsenz ein bisher unbekanntes Ausmaß angenommmen. „Viele Schwule haben Angst. Das habe ich so noch nie erlebt!“, sagt ein Mitarbeiter der Homo-Beratungsstelle Refuge zu queerpride. Auch die allermeisten Medien des Landes zeigen sich in ihren Kommentierungen entsetzt (queerpride berichtete), wenn prominente Franzosen wie der Politiker und Luftfahrtunternehmer Serge Dassault im Frühstücksfernsehen pöbelt: „Wir werden ein Land von Homos, und in zehn Jahren beginnt unser Aussterben.“ Homosexuelle, so zeigt sich Dassault überzeugt, seien „ein Hauptgrund für den Niedergang eines Landes.“, wofür er viel Applaus erhält. Doch manifestiert sich die zunehmende Radikalisierung nicht nur im Verbalen. Vorgestern wurde in Paris ein holländischer Schwuler vor einer Bar im Marais zusammengeschlagen. Er musste ins Krankenhaus, wo er noch immer liegt. Verantwortlich für alles dies ist die frühere Komikerin Frigide Barjot, die es geschafft hat, ein unseliges Protestbündnis zu einen und sich an dessen Spitze zu stellen: Extreme Katholiken, Muslime, andere Christen, Rechtsradikale, Royalisten, Gaullisten, Politiker und Anhänger der konservativen UMP-Partei … – sie alle eint der Hass auf die Homosexuellen. So ist auch zu verstehen, dass es Hunderttausende sind, die inzwischen regelmässig auf den Straßen der französischen Städte ihrem Unmut freien Lauf lassen. Frau Barjots neueste Einlassung ist schlicht ein Skandal: „Wenn Präsident Hollande Blut sehen will, wird er Blut zu sehen bekommen.“

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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