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Nachts runter mit den Klamotten! Sechs Gründe, warum.

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Eigentlich wussten wir es ja schon immer: Oben und unten »ohne« ist einfach besser. Nun geht es hier aber nicht darum, nachts nach einem ausgedehnten Stadtbummel nach Hause zu kommen und sich in freudiger Erwartung gegenseitig die Kledage vom Leib zu reißen – so schön das auch sein mag. Hier geht es um wissenschaftlich erforschte Dinge.

Laut einer Studie der »National Sleep Foundation« schlafen 31% der US-Amerikaner nackt. Man stelle sich das vor: In einem Land, das so prüde ist, dass man sogar Brathühnchen Hosen anzieht – ich verweise dazu gerne auf die entsprechende Stelle im Billy Wilder-Film »Eins Zwei Drei« –, legen sich ein Drittel der Bevölkerung ins Bett, wie Gott (oder wer auch immer) sie erschuf! »Skandal!« möchte man rufen und schamhaft die Augen bedecken. Doch mitnichten: Nacktschläfer sind Pyjamaträgern um Einiges voraus.

1. Nacktschlafen fördert die Schlafqualität

Um überhaupt einschlummern zu können, muss die Körpertemperatur um ein halbes Grad tiefer liegen als im Wachzustand – und das geht ohne störendes Nachthemd oder Pyjama besser. Die Körpertemperatur sinkt im Schlaf ab. Um 23 Uhr ist sie am höchsten, um 4 Uhr nachts am tiefsten. Wenn dieser natürliche Verlauf, z. B. durch Nachtwäsche, gestört wird, kann der Körper nicht in den Ruhezustand verfallen. Wärme bedeutet Aktivität. An ein gutes Durchschlafen ist dann nicht mehr zu denken.

2. Nacktschlafen fördert die Regeneration

Auch die Tiefe des Schlafes wird durch die Wärme beeinflusst. Schlaf ist ein physiologischer Zustand, der in der Regel nachts auftritt und unterschiedliche Phasen umfasst. In der Einschlafphase werden Atmung und Puls langsamer, die Hirnströme werden langsamer. Im folgenden leichten Schlaf entspannen sich die Muskeln, und mit dem Gleiten in die Tiefschlafphase beginnt die notwendige körperliche Regeneration. Bei zu großer Wärme dauert der Übergang in diese Phase deutlich länger, so dass die Erholungsphase deutlich kürzer ausfällt.

3. Nacktschlafen macht schlank

»Abnehmen im Schlaf« – was wie marktschreierische Reklame anmutet, enthält einen wahren Kern. Wissenschaftler verschiedener US-Forschungseinrichtungen fanden heraus, dass beim Schlafen in kühlen Räumen das sogenannte »braune Fettgewebe« aktiviert und der Kalorienverbrauch angekurbelt wird. Dieses Gewebe hat die Aufgabe, Wärme zu produzieren und verbrennt dabei Kalorien. Bei Babys ist es überlebenswichtig, aber auch Erwachsene profitieren noch davon. Frauen besitzen übrigens im Durchschnitt mehr davon als Männer, und Dicke weniger als Dünne. Bei stark Übergewichtigen kann oft kein braunes Fettgewebe mehr ausgemacht werden. Braune Fettzellen wirken wie eine Heizung: Durch eine Vielzahl von sogenannten Mitochondrien werden Glukose und Fettsäure abgebaut und in Wärme umgewandelt. Diese eigen produzierte Wärme genügt dem Körper, so dass er auf wärmende Nachtkleidung verzichten kann. Den großen Gewichtsverlust darf man aber nicht erwarten. Aufs Jahr hochgerechnet, sind es nur wenige Kilogramm.

4. Nacktschlafen macht klug

Ganz so ist es natürlich nicht. Aber ungünstige Körpertemperaturen können z. B. Gedächtniserkrankungen begünstigen, weil sie den Schlaf negativ beeinflussen. Schlaf ist für Lernprozesse und für die Verarbeitung des tagsüber Erlebten dringend notwendig. Nicht umsonst weiß der Volksmund, dass man bestimmte Dinge »wie im Schlaf beherrscht«. Voraussetzung dazu ist aber ein gesunder, erholsamer Schlaf. Wissenschaftler der University of Berkeley haben herausgefunden, dass die nachlassende Gedächtnisleistung im Alter eine Folge von zunehmend schlechtem Schlaf ist. Die These, dass man im Alter weniger Schlaf brauche, steht also auf tönernen Füßen.

5. Nacktschlafen hält jung

Die verbesserte Luftzirkulation beim Nacktschlafen erhöht die Produktion des Botenstoffs Melatonin. Dieses Hormon bringt Geist und Körper in den richtigen Rhythmus und sorgt z. B. dafür, dass ein Jetlag, Schichtdienst-Probleme oder die Zeitumstellung auf Winter- bzw. Sommerzeit relativ schnell überwunden werden. In den 1990er Jahren wurde zudem festgestellt, dass Melatonin das Immunsystem stärkt und die aggressiven, zellschädigenden Sauerstoffradikale unschädlich macht. Es gilt als Jungbrunnen und Wundermittel gegen alle möglichen Alterungserscheinungen.

6. Nacktschlafen macht glücklich

Dies gilt auf jeden Fall, wenn man nicht alleine schläft. Die körperliche Nähe eines geliebten oder begehrten Menschen und das Berühren nackter Haut fördern den Ausstoß von Oxytocin, landläufig auch als »Kuschelhormon« bekannt. Es macht Geist und Körper frei und stärkt das sexuelle Verlangen. Eine besonders hohe Dosis Oxytocin wird beim Orgasmus freigesetzt; sie bewirkt die Zufriedenheit und das Glücksgefühl und die damit verbundene Entspannung und Müdigkeit. Nicht umsonst heißt es in Tucholskys »Eine Frau denkt« – und man kennt das ja aus eigener Erfahrung oder eigenem Verhalten: »Mein Mann schläft immer gleich ein …«.

Denkt also daran, wenn ihr heute Abend die Kleidung ablegt und in den Pyjama steigt, ob ihr wirklich in den Pyjama steigen solltet. In Deutschland ist noch viel Luft nach oben: Hier sind es nämlich nur 12% der Bevölkerung, die sich im Adamskostüm zur Ruhe betten …

Written by Matthias Gerschwitz

Matthias Gerschwitz, Kommunikationswirt, ist seit 1992 in Berlin mit einer Werbeagentur selbständig. Seit 2006 schreibt er Bücher zu verschiedenen Themen (»Ich erzähle gerne Geschichte anhand von Geschichten«); vorrangig wurde er aber mit seinen Büchern über HIV (»Endlich mal was Positives«) bekannt. Matthias hat schon in der Vergangenheit gelegentlich und aus aktuellem Anlass Artikel für Queerpride verfasst. Anfang 2015 ist er fest zum »netzdenker«-Team gestoßen.

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