Sofern sie etwas von ihrem Job verstehen, handeln Journalisten in ihrem Tagesgeschäft grundsätzlich nach einem Leitmotto des früheren „Tagesthemen“-Moderators Hanns-Joachim Friedrichs: „Ein guter Journalist macht sich mit keiner Sache gemein. Auch nicht mit einer guten Sache.“ Aber mal abgesehen davon: Dass Politik-Redakteure vom MDR Sachsen-Anhalt in einem Blog unter anderem klare Kante gegen Homophobie zeigen, ist löblich. Derzeit beschäftigt sich „Veto! Das Politikblog von MDR Sachsen-Anhalt“ mit der Verquickung von CDU-Landespolitikern mit sogenannten Homo-„Heilern“.
Ex-CDU-Ministerpräsident sitzt bei Homo-„Heilern“ im Kuratorium
Besonders „LEO – Gesellschaft für Lebensorientierung“ wird dabei unter die Lupe genommen. Bei LEO kann man Seminare besuchen, die unter anderem auch Homosexuellen „helfen“ sollen, ihre „Orientierung“ zu überwinden. Homosexualität wird bei LEO mit einer Depression, einer Krankheit also, gleichgesetzt. MDR-Redakteurin Kerstin Palzer betont im Blog, dass LEO auch von namhaften CDU-Politikern unterstützt wird, zum Beispiel vom ehemaligen Ministerpräsidenten Christoph Bergner, der sogar im Kuratorium sitzt. Auf der Facebook-Seite des Hallenser CDU-Stadtrats Roland Hildebrandt äußert sich ein anderes CDU-Mitglied mit dem Namen „Sven Pe“ zu einer Veranstaltung der Stadt, die sich insbesondere an Jugendliche richtete, wie folgt: „Die haben mit dreizehn das erste Mal Sex, aber mit Anfang zwanzig keine Ahnung von Politik und/oder Wirtschaft. (…) Wir züchten uns zunehmend eine psychisch auffällige und stark labile Gesellschaft heran. Vaterlandsliebe und Wehrhaftigkeit sind out, Poposex mit Homos und Schwänze lutschen dafür voll cool. Abartiges Deutschland.“
CDU-Staatssekretär Tullner warnt vor Homophoben in der Union
Doch gibt es offensichtlich auch helle Köpfe in der CDU, die ebenfalls vom MDR-Blog zitiert werden. So meint der Staatssekretär im Wissenschafts- und Wirtschaftsministerium von Sachsen-Anhalt, Marco Tullner (CDU) zu den Ausfällen des Parteifreundes „Sven Pe“, die Christdemokraten müssten aufpassen, dass sich junge nationalkonservative Menschen mit homophoben Thesen nicht in der CDU sammeln und organisieren. Und Tullner kritisiert dabei auch seinen Parteifreund Roland Hildebrandt, weil dieser den Eintrag von „Sven Pe“ auf seiner Facebook-Seite zu spät gelöscht habe.
