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Leichtathletik-WM vorbei, Homophobie-Debatte hält an

Die Leichtathletik-WM in Moskau ist zu Ende, doch die Debatte über Homophobie in Russland ist unverändert im vollen Gange. Im Mittelpunkt der Kritik: Das IOC.

Besonders die Frage, ob man politische Auseinandersetzungen während Sportveranstaltungen führen soll oder nicht, wird in den Medien und in den sozialen Netzwerken heiß diskutiert. Dabei rückt das Internationale Olympische Komitee (IOC) immer mehr in den Fokus der Kritik (queerpride.de berichtete). Dem IOC-Chef Jacques Rogge etwa wird sowohl von Sportlern als auch weltweit von LGBT-Verbänden vorgeworfen, dass er sich nicht deutlicher an die Seite von homosexuellen Sportlern gestellt habe beziehungsweise stelle.

Das Prinzip der vornehmen und diplomatischen Zurückhaltung könne hier nicht gelten. Doch nicht nur Rogge wird kritisiert. Einzelne IOC-Funktionäre hatten bemängelt, dass sportliche Veranstaltungen nicht für Propagandazwecke missbraucht werden dürften. Zum einen hat sich der IOC damit die Wortwahl der russischen Regierung quasi eins zu eins zu Eigen gemacht, die homosexuelle „Propaganda“ ja verbietet. Andere wiederum fragen das IOC, ob denn ein Plädoyer für die Rechte von Homosexuellen „Propaganda“ sei. Dies, weil die IOC-Statuten ausdrücklich die Notwendigkeit des Bestehens und Verteidigens von „unabdingbaren Menschen- und Freiheitsrechten“ verlangen in den Ländern, in denen Spiele stattfinden, wozu die Frage der sexuellen Identität gehört. Unklar ist noch, ob es stimmt, dass der amerikanische Läufer Nick Symmonds eine Art „Abmahnung“ vom IOC bekommen hat.

Symmonds hatte in einem Interview mit der russischen Agentur „R-Sport“ mutig gesagt: „Egal, ob du schwul, hetero, schwarz oder weiß bist: Wir alle verdienen dieselben Rechte. Ich respektiere dieses Land, aber ich bin nicht mit seinen Regeln einverstanden.“ Symmonds sagte damit genau das, was in den IOC-Regularien festgeschrieben ist. Würde er hierfür vom IOC abgemahnt, wäre das ein Skandal. Eine Ohrfeige für die russische Regierung war es auch, dass die schwedische Hochspringerin Emma Green-Tregaro beim Wettkampf mit regenbogencolorierten Fingernägeln antrat.

Bild: © Kereul /CC-BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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