In einem Fernsehreport hatte die ägyptische Journalistin Mona Iraqi insgesamt 26 Männer bloßgestellt, die sie in ihrem Beitrag bezichtigte, Teil einer „perversen Gruppe“ zu sein. Die Männer hatte sie dabei gefilmt, wie sie aus einem öffentlichen Badehaus, größtenteils nackt oder wenig bekleidet, wie Strafgefangene von der Sittenpolizei abgeführt und in Transporter verfrachtet wurden. Schon allein, weil die Männer in keiner Weise unkenntlich gemacht wurden, ist ihre Privatsphäre durch die Berichterstattung extrem verletzt worden.
Im Nachhinein wurden alle 26 Männer freigesprochen. Homosexualität ist in Ägypten nicht explizit illegal, es herrscht aber ein weitreichendes gesellschaftliches Tabu. Weil kein Strafparagraph vorhanden ist, werden manchmal andere Straftaten vorgeschoben, um Homosexuelle dennoch zu bestrafen. Meist wird behauptet, dass die betreffenden Personen „öffentliche Ausschweifungen“ vollzogen hätten. Für dieses Delikt ist in Ägypten eine Haftstrafe von bis zu 17 Jahren vorgesehen, je nach schwere der „Ausschweifung“ bei Zwangsarbeit.
Keine Entschuldigung für extreme Bloßsstellung im TV
Obwohl nach der Ausstrahlung des Beitrags viel öffentliche Kritik gegenüber Mona Iraqi und dem betreffenden Fernsehsender laut wurde, weigerten sich beide, vor Gericht eine Entschuldigung an die 26 Männer auszusprechen. Bei der Verhandlung sagten einige der Männer aus, durch den bloßstellenden Bericht der Journalistin mit zahlreichen privaten und beruflichen Nachteilen konfrontiert worden zu sein. Andere berichteten davon, auf der Straße von Fremden öffentlich lächerlich gemacht worden zu sein. Einer der Männer hatte sich, offenbar aus großer Scham heraus, sogar selbst verbrennen wollen – sein Suizidversuch scheiterte.
Das Kairoer Gericht verurteilte die Journalistin zu sechs Monaten Haftstrafe wegen Verleumdung und dem Verbreiten einer Falschmeldung. Außerdem muss sie eine Geldstrafe in Höhe von rund 1200 Euro zahlen. Mona Iraqi ging gegen das Urteil in Berufung.
Ägyptische LGBT-Aktivisten zufolge ist 2015 eines der bisher schlimmsten Jahre für die Gay-Community in dem Land gewesen. Es wird eine Zunahme an homophober Medienberichterstattung registriert. Anfang des Jahres hatte es diverse Berichte gegeben, die davon sprechen, dass erstmalig homosexuelle Ausländer des Landes verwiesen wurden. Im März wurde bekannt, dass sieben Transsexuelle verhaftet wurden. Als Grund wurden, wie in dem Fall um Mona Iraqi, öffentliche Ausschweifungen genannt.