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Homophobie in Polen: Konservative zünden Regenbogen-Kunstwerk an

Ein bunter Regenbogen beherrscht seit etwas über einem Jahr den Erlöserplatz in Warschau. Es ist das Werk der Künstlerin Julita Wojcik, das für Toleranz werben soll. Bisher reichte es Konservativen, dieses Kunstwerk abzulehnen und zu beschädigen. Nun wurde es angezündet.
Es ist nicht das erste Mal, dass das Wojcik-Werk in Brand gesteckt wurde, und nicht wenige Polen begrüßen diese Anschläge. Das Land ist durch und durch katholisch beziehungsweise erzkonservativ geprägt, Homosexualität ist in unserem Nachbarland somit ein überaus unappetitliches Thema. Gleichwohl ist der Ort für das riesige Regenbogen-Kunstwerk ideal, denn der Erlöserplatz (Plac Zbawiciela) wird umringt von szenigen Kneipen und Bars. Die Gayszene verkehrt gerne hier und auch insgesamt eine Jugend, die auf die Moralpredigten der Alten pfeifen. Als der mit 16.000 kunterbunten Papierblumen bedeckte Regenbogen hier 2012 aufgebaut wurde, sprach die Performancekünstlerin Julita Wojcik davon, dass ihr Werk ein „Symbol der Toleranz“ sei. Das wiederum empfanden konservative Abgeordnete und fundamentalistische Katholiken als eine arge Provokation, zumal die Installation vor der Erlöserkirche angebracht worden ist. Dass das Kunstwerk regelmässig beschädigt, angesengt oder gar gänzlich in Brand gesteckt wird, dürften nicht wenige am rechten Rand mit Genugtuung zur Kenntnis nehmen. Der Redemptoristenpater Tadeusz Rydzyk etwa sagte dazu auf „Radio Maria“: „Solche Symbole der Unnormalität und Abartigkeit sollten nicht toleriert werden.“

Bild: © Wistula /CC-BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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