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Homophobie auf Facebook

Homophobie auf Facebook ist kein neues Phänomen. Gleichwohl werden die Hetztiraden gegen LGBT-Menschen immer massiver und bedrohlicher. Experten sind geradezu erschrocken darüber, dass immer mehr Facebooknutzer sogar unter ihrem Klarnamen Schimpftiraden publizieren, die Hemmschwelle werde immer geringer. Was kann getan werden?

Gegen Homophobie auf Facebook vorgehen

Jüngster Hintergrund ist der „Fall Nasser“, ein junger schwuler Mann, der von seiner libanesischen Familie in die Heimat entführt und dort zwangsverheiratet werden sollte. Nasser konnte von Grenzbeamten befreit werden, zeigte seine Familie an, machte den Fall darüber hinaus öffentlich und informierte in Facebook darüber. Womit er so wohl nicht gerechnet hat: Es gab nicht nur Unterstützung für ihn, sondern auch sehr viele Kommentare, die voller Hass waren. Manche enthielten Warnungen und sogar Morddrohungen. In einem Interview mit der „Berliner Zeitung“ (Samstagsausgabe) äußert sich Alfonso Pantisano von „Enough is Enough!“ zu den Vorgängen und fordert, Homophobie auf Facebook und in anderen sozialen Netzwerken konsequent zu verfolgen.

Das Internet ist kein rechtsfreier Raum

Homophobe Kommentare auf Facebook hätten viel mit der Anonymität des Internets zu tun, so Pantisano. Viele würden sich hinter einem Pseudonym verstecken „um einen anderen zu verletzen – aber auch um das eigene Ego zu füttern“, so der Experte von „Enough is Enough!“ weiter. Die Täter wären überzeugt davon, sie „haben im Internet einen rechtsfreien Raum“, was falsch sei. Homophobe Kommentare müssten im Gegenteil „geahndet werden. Homophobie ist keine Meinung, sondern strafbar.“ Auf die Frage, ob man Beschimpfungen nicht einfach online stehen lassen solle, um damit zu zeigen, welche Vorurteile es noch immer gibt, antwortet Pantisano mit einem Kontra: „Löschen. Und zur Anzeige bringen. Denn Morddrohungen haben mit Meinungsfreiheit nichts mehr zu tun.“

Homophobie ist überall!

Homophobie habe mit Rassismus und Antisemitismus „den gleichen Kern: Hass.“ Man müsse die Würde der Beschimpften aber wirksam schützen. Im übrigen habe Homophobie „nichts mit einem Migrationshintergrund zu tun.“ Zwar habe es zu Nassers Ausführungen auf der Facebook-Seite viele Kommentare von türkisch- oder arabischstämmigen Menschen gegeben, doch gebe es „genauso viele deutsche Jugendliche, die sich dem Thema Homosexualität genauso stur und blind entgegenstellen“, meint Pantisano in dem Gespräch mit der „Berliner Zeitung“. Homophobie sei überall, und dies habe „mit purer Dummheit zu tun. Und Erziehung.“ Dass Nasser auf Facebook dazu aufgerufen habe, ihm Screenshots der Kommentare zu schicken, damit er selbst Anzeige erstatten könne, bewertet Pantisano positiv: „Nasser ist ein Angegriffener, kein Opfer. Jetzt wehrt er sich, er hat so die Macht, selbst zu bestimmen, wie er leben möchte.“

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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