Das traditionsreiche Café Prückel in Wien sorgt derzeit für haarsträubende Schlagzeilen. In der vergangenen Woche ist ein lesbisches Paar des Lokals verwiesen worden, weil die beiden Frauen sich einen Begrüßungskuss gaben. Nachdem die beiden Frauen gebeten wurden das Küssen zu unterlassen wurden sie vom Kellner verächtlich behandelt. Sie beschwerten sich bei der Geschäftsführung und wurden als Antwort darauf des Kaffeehauses verwiesen. Es ist kaum zu glauben, aber leider kein Einzelfall sagt Gerd Picher vom Netzwerk „To Russia with Love Austria“. „Es gab im vergangenen Jahr zwischen fünf und sieben ähnlicher Vorfälle in Wiener Kaffeehäusern“. Einer dieser Vorfälle trug sich 2005 laut wien.ORF.at ebenfalls im Prückel zu.
Zurschaustellung von Andersartigkeit
Die Betreiberin Christl Sedlar antwortete auf Anfrage des Nachrichtensenders: „Zu einem Begrüßungskuss habe ich noch nie etwas gesagt. Aber man muß ja nicht öffentlich so zeigen, dass man zusammengehört.“ Die „Zurschaustellung der Andersartigkeit“ der Frauen gehöre nicht in ein traditionelles Wiener Kaffeehaus, sondern in ein Puff. „Es ist beschämend, dass sich die Geschäftsführung eines Lokals nicht nur hinter ihre homophoben Mitarbeiter_innen stellt, sondern diese menschenverachtende Türpolitik sogar noch verteidigt“, so Picher.

Die Achse kritischer Schüler_innen Wien (AKS Wien) ruft nun mit Unterstützung von queeramnesty, HOSI Wien und To Russia With Love Austria sowie einer Vielzahl an LGBTIQ-Organisationen zu einem Kiss-Inn auf um ein Zeichen gegen Homophobie zu setzen. Die Aktivist_innen treffen sich am 16. Januar zum „Küssen im Prückel“. Auf Facebook haben bereits knapp 2000 Leute zugesagt.
Herzlich Willkommen in Ihrem neuen Stammcafé!
Es sei „ endlich an der Zeit, dass die österreichische Gesetzgebung ihre Verantwortung im Bereich des Diskriminierungsschutzes ernst nimmt und adäquate Antidiskriminierungsgesetze schafft“, fordert Queeramnesty-Sprecherin Mariam Vedadinejad. „Es kann nicht sein, dass Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen diskriminiert werden und dabei keinen rechtlichen Schutz genießen.“
Unterdessen gab es mehrere Solidaritätsbekundungen mit den beiden Frauen. Das nur 800 Meter entfernte Café Korb antwortete auf die Schlagzeile mit: „Herzlich Willkommen in Ihrem neuen Stammcafé!“