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Homo-Rechte: Wolfgang Schäuble reagiert auf „veränderte Realitäten“

Ehe für Alle Ehegattensplitting Verschläft die SPD die Eheöffnung?
© Deutscher Bundestag/Lichtblick/Achim Melde

In diesen Zeiten dürfen und können sich Homosexuelle eigentlich gelassen zurücklehnen und abwarten, denn die Gleichstellung kommt.

Einzig die schwarz-gelbe Bundesregierung tut so, als bestünde kein Handlungsbedarf, was insbesondere den Richter am Bundesverfassungsgericht (BVerfG) zunehmend eine Farbe ins Gesicht treibt, die wunderbar zu ihren roten Roben passt. Initiativen und Appelle in der Vergangenheit von Unionsfrauen und Unionsmännern wie Regina Görner oder dem LSU-Vorsitzenden Alexander Vogt wurden von Angela Merkel, die ja auch die CDU-Vorsitzende ist, wenn überhaupt nur mit einem müden Abwinken beschieden.

Diese verfügen in der Union nämlich über keine Bataillone, sind ergo macht-technisch völlig ungefährlich. Ärgerlicher war da für die Kanzlerin hingegen das Homo-Engagement von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, aber die ist ja nun auch keine Gefahr mehr, weil sie a) von ihren konservativen Parteifreunde in Hessen deftig eins auf den Deckel bekommen hat und infolgedessen b) bekannterweise bald weg ist vom Fenster. Also könnte es in den Augen der Bundeskanzlerin dabei bleiben: Abwarten und Tee trinken. Das aber ist nun endgültig vorbei, denn jetzt ist der mächtigste Mann in der CDU, Wolfgang Schäuble, seiner Chefin kräftig an den Karren gefahren.

Man müsse „veränderte gesellschaftliche Realitäten“ anerkennen, sagte der Bundesfinanzminister der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“. Hieraus folge, so Schäuble weiter, dass man die Botschaften des BVerfG ernst nehmen und „Diskriminierungen von Regenbogenfamilien“ aufheben müsse. Hierzu gehöre auch eine „steuerliche Gleichstellung“, wie Schäuble bekräftigt. Das von der CDU geplante „Familiensplitting“ müsse somit im Falle eines Wahlsieges auch für homosexuelle Paare eingeführt werden.

Es sind dies doch sehr überraschende Bekenntnisse, hatte Schäuble doch noch vor Monaten alles das, was er jetzt sagt und fordert, strikt verweigert. Woher also dieser Sinneswandel? Vielleicht liegt es ja an intensiven Gesprächen, die Schäuble mit Thomas Strobl geführt hat. Der 53-jährige ist immerhin CDU-Vorsitzender im mächtigen Landesverband Baden-Württemberg, einer der fünf Merkel-Stellvertreter in der Bundes-CDU und – Schäubles Schwiegersohn. Strobl fällt seit längerem schon auf mit Äußerungen und Forderungen, die man zu Recht als homofreundlich bezeichnen kann.

Aber es ist auch egal, warum Schäuble nun umgedacht hat. Hauptsache, er hat es getan, und seine Aussagen können und werden nicht an Angela Merkel abprallen. Das ist an den guten Nachrichten die beste. Wie gesagt: In diesen Zeiten dürfen und können sich Homosexuelle eigentlich gelassen zurücklehnen und abwarten, denn die Gleichstellung kommt. Und sie kommt bald.

Bild: © Deutscher Bundestag/Lichtblick/Achim Melde

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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