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Greg Louganis über sein Leben mit Aids

Greg Louganis
Greg Louganis

Greg Louganis war einer der ganz Großen in der Wassersprungszene, für nicht wenige gar der Größte. Bis zu jenem 19. September 1988, als ein Kunstsprung bei den olympischen Sommerspielen schief ging, und der homosexuelle Sportler mit seinem Kopf auf das Absprungbrett knallte und sich dabei schwer verletzte.
Dieser Unfall gehört zu den dramatischsten Vorkommnissen in der Geschichte der olympischen Spiele. Ein Unfall, der dann auch noch in einen Skandal mündete, denn Greg Louganis hatte schon damals Aids und teilte dies dem Arzt, der ihn behandelte, nicht mit. In einem seiner seltenen Interviews sagte er der „Welt am Sonntag“ (WamS, Ausgabe 15. September 2013 – die Red.): „In dem Moment war es in der Tat unverantwortlich, dem Arzt nichts zu sagen.“ Doch sei er gelähmt gewesen vor Angst, und er habe auch Schuldgefühle gehabt. Gleichwohl erinnert Louganis in dem WamS-Gespräch daran, dass im Jahre 1988 HIV und Aids noch als Krankheit, als „Schwulenkrebs“ galt, er insofern Angst vor Diskriminierungen gehabt hätte. Wie er an Aids erkrankt ist, kann er nicht sagen, gleichwohl habe er mittlerweile aber seinen Frieden mit dem Virus gemacht, er habe viel verarbeiten können mithilfe seiner Autobiografie „Breaking the Surface“. Heute gehe es ihm darum, möglichst viele Menschen über HIV und Aids zu informieren. In dem WamS-Gespräch bezeichnet der frühere Spitzensportler mit Blick auf die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi das russische „Gesetz gegen Homo-Propaganda“ als „rückwärtsgewandt“. Und er sagt: „Liebe ist Liebe, Sexualität ist keine Wahl. Du bist, wer Du du bist.“ Einen Boykott hingegen lehnt Louganis ab. Diese „helfen vielleicht in der Politik und Wirtschaft, aber nicht im Sport.“ Geoutet als Homosexueller hat sich Gregory Louganis im Jahre 1994. Er ist verlobt mit dem Rechtsanwaltsgehilfen Johnny Chaillot, die beiden wollen im Herbst heiraten. Seine Geschichte wird derzeit verfilmt, eine Dokumentation soll dann 2014 unter dem Titel „Back on Board“ in die Kinos kommen.

Foto: © Alan Light /CC-BY-SA 2.0 (via Wikimedia Commons)

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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