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Geron – ein befremdlicher Film von Bruce LaBruce

© PRO-FUN MEDIA

Was ist eigentlich Kunst? Streift man so durch manche Galerie, dann ließe sich die Frage vielleicht so beantworten: Kunst ist zum Beispiel, wenn der Künstler in einer Art Performance auf’s Parkett kotzt und danach in der Mitte des Haufens eine Erdbeere drapiert. Wahlweise eine Kirsche. Das ist Kunst. Oder könnte es sein. Auch im Genre „Film“ wird so manches als „Kunst“ oder als „Kunstwerk“ bejubelt, aktuell zum Beispiel jubelt die Kritik über den neuen Film von Bruce LaBruce „Geron“. Der Film wird vollmundig angekündigt als „Romantische Komödie ohne Tabus“, und da geht es schon mal los. Was, bitte schön, soll man sich denn unter einer „romantischen Komödie ohne Tabus“ vorstellen? Gut, das kann man ja noch als Absurdität in der Werbung des Filmverleihers abtun. Doch beschleicht einen bei „Geron“ ein unangenehmes Befremden. „Geron“ – so wird es vordergründig dargestellt – zeigt die Liebe eines 18-Jährigen zu alten Männern. Dagegen ist erstmal überhaupt nichts einzuwenden. Doch wird der Film ja nicht umsonst damit beworben, dass Bruce LaBruce ein Provokateur sei. Das ist er zweifelsohne, aber eine Provokation ist mitnichten immer etwas Gutes. So wanzt sich dieser ach so romantische Lake als Krankenpfleger durch das Hospital, in dem er arbeitet, und schaut alten Männern, die er passiert hat, gerne auf ihren Arsch, wobei es da passend ist, dass die Patientenkittel hinten offen sind. „Geron“ mag der Versuch sein, die Liebe zwischen Jungen und alten Männern als etwas völlig Normales darzustellen (was es ist). Doch abgesehen davon, dass dem Film das eben nicht gelingt: nicht wenige empfinden den Zustand der Normalität eben auch als etwas Langweiliges, und in einer solchen Gemengelage scheinen Künstler und Filmemacher zunehmend beseelt davon zu sein, immer neue Tabubrüche zu zelebrieren. Dazu gehört etwa diese fürchterliche Szene, in der Lake die Decke über einem schlafenden, alten und nackten Mann wegzieht, ihn dann malt und sich dabei einen runterholt. Das soll romantisch sein? Oder gar normal? Ist es nicht, und man muss kein Sittenwächter sein, um festzustellen, dass Bruce LaBruce hier im Wesentlichen eines zeigt: Einen Missbrauch. So was darf ein Film natürlich darstellen, dies aber als „romantisch“ oder gar „normal“ zu verklären, geht definitiv zu weit.

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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