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Gay Pride in Italien

Die erste offizielle Gay Pride Italiens wurde im Jahre 1994 in Rom veranstaltet und überraschte mit einer Teilnehmerzahl von über 10.000 Personen, unter die sich auch Politiker mischten, einige davon sogar aus radikalen Parteien.

Die Ursprünge in Italien
Die Geschichte der Manifestation liegt allerdings weiter zurück; im April 1972 fand eine Demonstration statt, bei der sich Personen vereinigten um gegen einen katholisch inspirierten Kongress zu protestieren. Damals liefen nur ca. 40 Personen mit, allesamt Mitglieder von Organisationen, die die Homosexualität thematisierten.

Nach und nach hat sich die Art dieser Veranstaltungen konkretisiert und so wurde 1978 auch eine Filmwoche zum Thema organisiert. Im darauffolgenden Jahr wurde allgemein eine Prozession gegen Gewalt an Homosexuellen in Pisa veranstaltet, da die Aggressionen 1979 besonders häufig waren.

Uneinigkeit wie im Parlament
Von 1997 bis 2000 gab es dann einige Konflikte zwischen der Organisation ‚Arcigay‘ und der Schwulenbewegung ‚Mario Mielis‘, die dazu führten, dass zwei Gay Prides im Jahr veranstaltet wurden. Eine Situation, die die Teilnehmerquoten beider Veranstaltungen logischerweise sinken ließ; die Auseinandersetzungen wurden von vielen nicht verstanden und führten dazu, dass keine der beiden Prides besucht wurde. Nach drei Jahren der Spaltung hat Arcigay endlich nachgegeben und im Jahr 2000 alle Beteiligten dazu aufgefordert, bei der Gay Pride in Rom dabei zu sein, während die Organisation selbst keine eigene Veranstaltung plante.

Und es geht doch
Der Erfolg wurde sofort sichtbar. 2000 war nämlich auch sogleich das Jahr in dem die Manifestation einen regen Aufschwung erfuhr; mehr als 500.000 Personen liefen mit und erstmals kristallisierte sich auch eine beachtliche Zahl an Menschen heraus, die einfach aus Solidarität mitwirkten. Seitdem wird die Einheit mehr als zuvor gefördert und gefestigt. 2006 fand dann sogar die Europapride in Rom statt, bei der unter anderen Teilnehmern auch Lady Gaga einen langen Vortrag zum Thema Gleichberechtigung für Homosexuelle hielt.
Das Ganze war ein Bombenerfolg, und wenn man sich einmal ins Gedächtnis ruft, dass der Vatikan in diesem Land leider immer noch deutlich zu viel an Einfluss hat, geradezu erstaunlich. Der Aufschrei war bis vor ein paar Jahren noch groß, auch in den banalsten Situationen. So fand sich eine lesbische Abgeordnete des Parlaments in den Schlagzeilen wieder, nur weil sie Händchen haltend mit Ihrer Partnerin durch die römische Innenstadt bummelte. Hier kristallisiert sich eine noch tiefe Spaltung der italienischen Gesellschaft heraus: auf der einen Seite der Erfolg der Gay Pride, auf der anderen Seite übertriebene Reaktionen aus konservativen Reihen, verstärkt durch den Einfluss der katholischen Kirche.

Dieses Jahr findet der Gay Pride am 15. Juni in Rom und die Woche danach am 22. Juni in Palermo (Sizilien) statt. Mit der spätestens seit 2006 starken Zunahme an Toleranz innerhalb der – vor allem jüngeren Generation – der italienischen Bevölkerung und der Partizipation derzeitiger Präsidenten aus Sizilien und Apulien (berühmtestes Beispiel ist derzeit Nichi Vendola) die sich ebenfalls zur Homosexualität bekannt haben, kann man mit einer gelungenen und reich besuchten Veranstaltung rechnen.

Bildquelle: commons.wikimedia.org Sergio D’Afflitto

Written by Marco Steinert

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