in

Entschuldigung, sind Sie schwul?

Eine schockierende Präsidentschaftswahl in den USA lässt die amerikanische LGBTQI*-Community bangen, in der Türkei werden in jüngster Vergangenheit sämtliche Veranstaltungen der LGBTQI*-Gemeinde in Ankara verboten und in Australien wird die „Ehe für Alle“ gefeiert.

Seit der gelockerteren Gesetzeslage der „Ehe für Alle“ Anfang Oktober diesen Jahres in Deutschland würde man meinen, dass auch Deutschland auf dem einleuchtenden Weg der rechtlich und kollektiven Gleichstellung angesichts einer pro-LGBTQI*-orientierten Gesellschaft sei.

Es schließen sich zwar langsam gesetzliche Lücken zur gleichgeschlechtlichen Gleichberechtigung. Doch hat die LGBTQI*-Community noch immer mit konservativ verankerten moralischen Idealbildern der Gesellschaft zu kämpfen:

Zufolge des Deutschen Innenministeriums wurden 2017 seither 130 politisch motivierte Straftaten in Bezug auf Hasskriminalität gegenüber der LGBTQI-Community registriert; Tendenz steigend. Hinzu kommen zahlreiche nicht gemeldete Gewalttaten und wiederholend psychische und verbale Bedrängungen.

Markus Ulrich, der Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland (LSVBD), veranschaulicht Homophobie neben körperlichen Übergriffen als eine kognitive Hierarchisierung von Homosexualität und transsexuellen Identitäten gegenüber heterosexueller Lebensformen, indem Heterosexualität die gesellschaftlich gewünschte Norm darstellt und alle „Abweichungen“ tabuisiert abgewertet und angefeindet werden.

Die moralische Einstellung zu LGBTQI*-Themen der Bevölkerung richtet sich gegenwärtig noch nach der demographischen Herkunft, die häufig mit der Parteipräferenz, Religiosität und der damit traditionellen Wertvorstellungen verbunden ist.

Das Stadt-Land-Gefälle zeigt somit, dass sich gerade die LGBTQI*-Community in größeren Städten vor allem in den vergangenen zwei Jahrzehnten enorm ausgedehnt und gemeinschaftlich ausgebreitet hat.
Grund dafür ist die zunehmend auf Aufklärung basierende Lebenseinstellung der Gesellschaft, der Akzeptanz oder mindestens Toleranz vorangeht.

Der allgemeine Großteil unserer Gesellschaft distanziert sich hingegen noch auf Basis von Unkenntnis und nichtheterosexueller Leitbilder von der LGBTQI*-Gemeinschaft. Auf diese Weise kommt größtenteils eine als Akzeptanz getarnte Schein-Toleranz zum Ausdruck.

Um etwas in der Rechtslage Homosexueller international verändern zu können, muss allerdings die Moral der von alten Vorurteilen und stereotypischen Idealbildern geprägte Gesellschaft überdacht werden. Gesellschaftlich angenommene Akzeptanz ist die Grundlage eines respektvoll gleichberechtigten Lebens:

Ganzheitliche Akzeptanz zum Thema Homosexualität hat im Erkenntnisvermögen unserer Mitmenschen bis heute noch keine ausreichend stabile Verankerung erfahren. Es existieren in Deutschland zwar keine Gesetze mehr, die Homosexualität im Allgemeinen verbieten, dennoch werden homosexuelle Menschen gesetzlich benachteiligt behandelt. Deutschland ist im Vergleich zu anderen deutlich aufgeklärteren Nationen derzeit noch eher ein Nachzügler.

Unter Umständen der Diskriminierung und Herabwürdigungen aller Art verstecken gerade viele junge Mitglieder der LGBTQI*-Community ihre sexuellen Bedürfnisse und finden keine Zugehörigkeit ihrer Identität, um Konfrontationen zu vermeiden. Auf diese Weise wird die scheinbare Akzeptanz unserer Gesellschaft erneut aufgezeigt.

Somit ist das “Outing” der Mehrheit homosexueller Jugendlicher mit einem klaren Gesellschaftsdruck und schwerwiegender Unsicherheit verbunden. Allein, dass man sich heutzutage noch immer outen muss, spiegelt doch eigentlich nur die besagte Schein-Toleranz der Gesellschaft wider: die sexuelle Orientierung wird zwar angenommen, aber die Gleichstellung durch den Schritt des Outings, welches weitestgehend mit einer gewissen Angst seitens des „sich Outenden“ verbunden ist, bleibt außen vor, da Homosexualität daher gehend auf eine ganz andere Ebene als die Norm der Heterosexualität gestellt wird.

Es gibt einen Unterschied zwischen Respekt und Selbstverständlichkeit.

Die Studie zum Nachwirken des „Coming-outs“ von vor zwei Jahren bestätigt die daraus gehende Alltagshomophobie gegenüber homosexuellen Jugendlichen noch heute und legt dar, dass zu der Zeit 45 Prozent der Befragten homosexuellen Jugendlichen in der Familie diskriminiert wurden. 41 Prozent gaben an, negative Reaktionen im Freundeskreis ausgelöst zu haben.

Daraufhin stellen vor allem Schule und der Arbeitsplatz, aber auch die Familie nicht immer einen sicheren Ort als Schutz homophoben Verhaltens.

Die demgemäße Angst vor Homosexualität wird mit negativer Konnotationen z.B. in Form ursprünglich beleidigender Wortwendungen vor allem in jungen Generationen ausgedrückt. Nicht zu vergessen ist, dass Angst auch jenseits der heterosexuellen Gesellschaft vor der Selbstverwirklichung resultierenden Diskriminierung herrscht. Auf solch auftretende Herabwürdigungen reagieren unzählige Aufklärungsorganisationen mit einem Aufruf an den Senat, den Lehrplan anzupassen.

Der Deutsche Lesben- und Schwulenverband fordert so noch immer Präventionsmaßnahmen in Form eines national umfassenden Bund-Länder-Programms gegen homo- und transphobe Gewalt, um ein angst- und diskriminierungsfreies Miteinander als Grundlage einer offenen Gesellschaft zu formen.

Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt sollte demnach in der Gesellschaft an geeigneten Stellen thematisiert werden, um Vorurteile und Stereotypen abzubauen.

Lesben und Schwule entwürdigen und ausgrenzen – das möchte grundsätzlich eigentlich niemand, allerdings gelten alte Vorurteile noch immer teilweise in Form archaischem Rollenverständnisse und subtiler Diskriminierung: Die Mehrheit der Deutschen Bevölkerung erkennt Lebensformen der LGBTQI*-Gemeinde zwar an, doch geben laut der Antidiskriminierungsstelle des Bundes 80,6 Prozent der repräsentant befragten Bevölkerung außerdem an, dass Schwule und Lesben heute noch unter Ungleichbehandlung und Abqualifizierung zu leiden haben.

Dahingegen wächst die Akzeptanz gegenüber anderer heterosexueller Lebensformen stetig linear. Es äußert sich Homophobie seitens der Minderheit, die LGBTQI* als unmoralisch empfindet, trotzdem in der Gegenwart neben extremen Gewaltübergriffen in neuer Aufmachung. So verbirgt sich in Form besagter Schein-Akzeptanz im Inneren der erzogenen moralischen Vorstellung eine verbreitete Abneigung gegenüber homosexuellem Verhalten in der Öffentlichkeit und den Medien.

Es treten innerhalb der großen Gruppe der LGBTQI*-Community darauf basierend ebenfalls Unterschiede auf: Auf diese Weise wird männliche Homosexualität im Grunde eher negativer behandelt, als lesbisches Verhalten.
Gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Frauen wird in den Medien kaum oder nur geringfügig thematisiert und somit öffentlich latent marginalisiert.

Diese versteckte Homophobie äußert sich demnach auch in der gesellschaftlich vorausgesetzten Heteronormativität, also der eindeutigen Selbstverständlichkeit von frau-männlicher Sexualität und einer nichthomosexuellen Gesellschaft.

Die Antidiskriminierungsstelle in Deutschland kann dennoch laut Beate Küpper als Leiterin der Studie diesen Jahres eine „ganz gute Grundlage mit Luft nach oben“ feststellen und sieht mit gutem Gewissen Lichtblicke in der Zukunft der LGBTQI*-Bewegung als vollständiges Mitglied einer allmählich moralisch aufgeklärten Gesellschaft.

Fetisch Talk

Bist du zu jung für einen Fetisch?

China Große Mauer

Schwule Gruppenreise bringt dich nach China