in

Ein schwuler Fußballverein kämpft um Punkte und gegen Homophobie

Ein Münchner Verein spielt gegen Homophonie

In München spielt deutschlandweit das einzige im regulären Ligabetrieb angemeldete Fußballteam, in dem (fast) alle Mitglieder schwul sind. Spielertrainer Michael Weinzierl (39) und seine elf Männer müssen ihre Spiele im Anschluss allerdings nicht nur dergestalt bewerten, warum sie gewonnen, verloren oder unentschieden gespielt haben. Und sie evaluieren auch nicht nur ihre jeweiligen Leistungen. Sondern sie müssen auch regelmässig einordnen, ob es im Publikum Leute gegeben hat, die sie beschimpft haben beziehungsweise ob es Pöbeleien gegeben hat. Weinzierl listet die Sprüche, denen die Spieler nicht selten ausgesetzt sind, auf. Etwa: „Ihr müsst Euch ja nicht aufwärmen, ihr seid es ja schon!“. Ansonsten die üblich verdächtigen Diskriminierungen: „Tunten!“ „Schwuchteln!“ „Warmduscher!“. Und dies, so Weinzierl in der Welt am Sonntag (Ausgabe vom 5. Mai 2013) seien da noch „die harmloseren Sprüche“, und es gehe „noch heftiger“.

Ein Verein, der stolz ist auf das schwule Bekenntnis

Der Verein nennt sich „Münchner Streetboys“, und die Teammitglieder sind stolz darauf, dass sie sich auf schwierigem Terrain offen zu ihrer Homosexualität bekennen. Sie bezeichnen sich eindeutig als „schwulen Verein“, und dieses Bekenntnis wiegt für sie von der Bedeutung her schwerer als die Tatsache, dass sie in der Münchner C-Klasse vom Tabellenplatz her ziemlich weit unten angesiedelt sind. Alex Dolderer, der 24-jährige Torhüter des Vereins, meint: „Manche glauben, wir laufen mit Stöckelschuhen und Handtäschchen auf dem Rasen herum.“ Trainer Weinzierl hatte Jahre zuvor schon „ungeoutet“ recht erfolgreich Fußball gespielt, er war im Verein und bei den Zuschauern sehr beliebt, weshalb er seine Homosexualität auch über eine längere Zeit hin verborgen hielt. Aus „Eigenschutz“ wie er selbst sagt. In der Vereinskneipe schwärmte Weinzierl so von seinen Freundinnen, die jedoch allesamt eines gemeinsam hatten: Es gab sie nicht. Gegründet wurden die „Streetboys“ übrigens 1994, dem Jahr, als in der Bundesrepublik Deutschland der „175er“ abgeschafft wurde, jener unselige Paragraph im Strafgesetzbuch also, der Homosexualität unter Strafe stellte.

Gelebte Akzeptanz: Einer der Spieler ist heterosexuell

Dass der Verein nun im Ligabetrieb der bayrischen Landhauptstadt angesiedelt ist, macht die Spieler genau so selbstbewusst wie die Tatsache, dass sie erste Sponsoren gewonnen hätten und sie selbst aus ganz verschiedenen Berufsgruppen bis hin zu einem Vorstandsmitglied eines Computerunternehmens kommen. Dolderer sagt: „Bei uns gibt es nur einen, der das klassische schwule Klischee bedient.“ Ein Spieler sei nämlich Flugbegleiter, eine ´Saftschubse´ eben, so Weinzierl augenzwinkernd. Gelebte Toleranz bedeutet für die „Streetboys München“ übrigens auch, dass es für sie selbstverständlich ist, dass einer der Spieler hetero ist. Den allerdings würde man daran erkennen, dass er „am schwulsten von uns allen läuft.“

Bildquelle: Awaya Legends/CC

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

Gay Pride in Italien

steuerlich gleichgestellt

Promis werben für die Homo-Ehe: Liebe nicht mit zweierlei Maß messen!