in

Der Almodóvar-Film „Fliegende Liebende“: Unterirdischer Quatsch!

Ein Bekenntnis des Autors vorneweg: Der Oscar-Preisträger Pedro Almodóvar ist ein großartiger Regisseur, der uns beeindruckende Werke wie Labyrinth der Leidenschaften (1982), Alles über meine Mutter (1999) oder La mala educatión (2004) geschenkt hat. Einprägsame Filme dies, leidenschaftlich, hoch ästhetisch und nicht selten mit subtilem Humor angereichert. Sein neuer Film Fliegende Liebende allerdings ist eine einzige Zumutung.

Gustavo Martín Garzo hat Almodóvars Filme einmal so beschrieben: „Er vermag das Schreckliche in Witziges zu verwandeln und ermöglicht, Schönheit und Hoffnung dort zu finden, wo sie eigentlich nicht zu existieren scheint.“ In Fliegende Liebende aber ist es genau umgekehrt, hier ist das vermeintlich Witzige in seiner Peinlichkeit geradezu schrecklich, und wenn die Wahrnehmung von Schönheit auch subjektiv sein mag: Hier gibt es keine Schönheit, und wer nach diesem Film das Kino verlässt, verspürt ob des Schwachsinns, den er da gesehen hat, allenfalls eine tiefe Hoffnungslosigkeit in sich.

Die Handlung hat keinerlei Tiefgang und lässt sich ergo in zwei Sätzen zusammenfassen: Eine absurde Flugzeugkomödie, in der Sauferei gepaart ist mit sexuellen Phantasien und Ausflügen ins Mystische. In dieser merkwürdigen Gemengelage versucht eine durchgedrehte Bordbesatzung, die Passagiere von einem Flugzeugdefekt mit geradezu dämlichen Showeinlagen abzulenken.

Fliegende Liebende hat mit Almodóvars Verdiensten um die „gay culture“ nichts, gar nichts zu tun!

Almodóvar überzeichnet hierbei die handelnden Personen derart unerträglich, dass es einem körperlich weh tut. Vor allem die drei schwulen Stewards sind das größte Ärgernis, denn Almodóvar bestätigt alle Vorurteile, die vermeintlich „normale“ Menschen gegen arschwackelnde Schwule mit am Körper angeborenem Puschel haben, Schwule also, deren Gang Beobachtern das Wunder vorgaukelt, sie bewegen sich zwei Zentimeter über dem Erdboden. Das also, was da gezeigt wird, kleine Finger, die so abgespreizt werden, dass ein Bruch droht, tuntige Gesänge (hier natürlich das unvermeidliche „I’m so excited“, was aber überhaupt nicht begeisternd ist) und sinnfreie Dialoge – alles das ist zum Abwinken.

Das ist keine „gay culture“, wie man sie bei Almodóvar kennt und schätzt (wobei hier besonders sein Werk Das Gesetz der Begierde von 1986 zu würdigen ist), sondern das ist purer Müll, der nur noch von Bully Herbigs (T)Raumschiff-Surprise-Schwachsinn aus dem Jahr 2004 übertroffen wird, bei dem der Kinobesucher aber von vorne herein wusste, dass es eine Klamaukkomödie ist, die der reinen Unterhaltung dient. Auch fehlt jegliche Extravaganz, die viele an seinen Filmen so schätzen. Fazit: Almodóvar, den großen Pedro Almodóvar, siedelt alles in allem niemand in seichten Gewässern an. Genau da aber fischt Almodóvar mit diesem Film, der nur eines ist: Unterirdischer Quatsch! Almodóvar sollte bedenken, dass man ein großartiges Lebenswerk auch zerstören kann.

Bild: © TOBIS Film

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

„Two And A Half Men“ werden lesbisch

CSD Rostock auf der Kippe: Stadtamt verbietet laute Musik, Verkleidungen, Kinderveranstaltungen