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Ausstellung: Homosexuellenverfolgung in Hamburg

„Liberales Hamburg? Homosexuellenverfolgung durch Polizei und Justiz nach 1945“. So lautet eine Ausstellung im Hamburger Ziviljustizgebäude.

Sie zeigt, dass Hamburg alles andere als liberal war: „Hier stimmt die Selbstwahrnehmung nicht mit der Wirklichkeit überein“, so der 71-jährige Homosexuelle Rolf-Mico Kaletta gegenüber dem NDR. In der Tat hatte besonders der schwule 1. Bürgermeister der Stadt, Ole von Beust, allzu gerne den Eindruck erweckt, Hamburg sei quasi immer tolerant gewesen. Dem widerspricht Kaletta: „In Hamburg wurde sofort nach dem Krieg die Verfolgung Homosexueller weiterbetrieben“, sagt er. Insbesondere der Strafrechtsparagraph 174 wurde regelmäßig angewendet.

Er existierte vom 1. Januar 1872, wurde 1935 von den Nationalsozialisten verschärft und erst am 11. Juni 1994 abgeschafft. 140.000 Männer wurden auf der Grundlage des „175er“ verurteilt. Kaletta führt in der NDR-Reportage auch aus, dass die Schwulenetablissements Bohème, Roxi und Capri flächendeckend und regelmäßig von der Polizei überwacht wurden. So gab es in den Toiletten verspiegelte Fenster, hinter denen sich kleine Räume verbargen, von wo aus die Toiletten überwacht werden konnten.

Info: „Liberales Hamburg? Homosexuellenverfolgung durch Polizei und Justiz nach 1945“. Die Ausstellung ist bis zum 1. September 2013 zu besuchen. Ort: Hamburger Ziviljustizgebäude in der Grundbuchhalle am Sievekingplatz 1, Hamburg. Geöffnet ist die Ausstellung montags bis freitags von 7.30 bis 19 Uhr und samstags von 8.30 bis 14 Uhr.

Bild: © Staro1 / CC-BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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