in

Andrej Pejic und Androgynität – Geschlechtsumwandlung

Androgynität und Geschlechtsumwandlung - Andrej Pejic
© CHRISTOPHER MACSURAK /CC-BY-SA 2.0 (via Wikimedia Commons)

Andrej Pejic (Foto) wurde als androgynes Männermodell in Damenkleidern berühmt. Nun ist Andrej Pejic eine Frau und nennt sich fortan Andreja.

Wenn Androgynität zur Geschlechtsumwandlung führt

Die Veränderung kündigte sie auf ihrer Facebookseite lapidar so an: „Made some changes!“. Dass dies so kommen würde, ist für die Fans nicht wirklich überraschend, nach eigenen Angaben hat sie sich bereits mit dreizehn Jahren über die Folgen einer Geschlechtsumwandlung informiert und auch immer wieder in Interviews darüber gesprochen. Wäre sie nicht mit 17 Jahren in Australien von einem Modelscout entdeckt worden, wäre es schon längst geschehen, sagt sie. Bekannt wurde sie, als die Chefin der französischen „Vogue“, Carine Roitfeld, Andrej Pejic fotografieren ließ. Gaultier und Galliano waren fasziniert und nahmen den androgynen Jungen sofort unter Vertrag. Als Pejic 2011 bei Jean-Paul Gaultier mit einem Brautkleid den Laufsteg betrat, was das in der Modewelt eine Sensation. Obwohl „offiziell“ noch ein junger Mann, wählten ihn die Leser des (Männer-)Magazins „FHM“ kurz danach zu einer der 100 erotischsten Frauen der Welt. Marc Jacobs machte den damaligen Andrej Pejic zu seinem Kampagnen-Gesicht.

Andrej Pejic heißt nun Andreja

Nun also ist das androgyne Männermodel „offiziell“ eine Frau, was ihr leicht gefallen sein dürfte. Seit sie Model ist, beherrscht sie das Spiel der Geschlechter perfekt und hatte immer dann ein sichtliches Vergnügen daran, wenn sie ihre Betrachter verwirrte. Der türkischen „Vogue“ sagte sie einmal, es mache ihr eben Spaß, die alten Geschlechterrollen zu verwischen. Pejic bezeichnete sich damals als einer der ersten Promis „unisex“, und auf die Frage, wie er/sie es denn bei der Partnerwahl hält, kam die professionelle Antwort: „Liebe kennt keine Grenzen!“. Anderen Magazinen vertraute sie wiederum an, sie habe ihre Chance als Model auch deshalb genutzt, um diese teure Operation bezahlen zu können. Sie spricht übrigens nicht von „Geschlechtsumwandlung“, sondern von „Geschlechtsangleichung“, weil sie sich schon immer als Frau empfunden habe. Im übrigen sei es ihr wichtig, „ein Zeichen zu setzen“ für die Menschen, die sich wie einst Andrej Pejic „im falschen Körper fühlen.“ Dem aktuellen „People“-Magazin sagte sie, jeder Tag sei „wie eine neue Offenbarung.“ Sie fühle sich „wohler denn je!“

Geschlechtsumwandlung? Geschlechtsangleichung!

Andreja Pejic wurde am 28. August 1991 im bosnischen Tuyla geboren, wuchs hiernach aber in Serbien auf. Schon sehr früh zeigt er Interesse an der Kleidung seiner Mutter, schminkt sich bereits als kleiner Junge und spielt ausschließlich mit Puppen. Im Alter zwischen acht und zwölf versucht Andrej, seine weibliche Seite konsequent zu unterdrücken, dies wohl auch deshalb, weil sich die Menschen im Dorf darüber wunderten, dass sich ein Junge wie ein Mädchen verhält. Hinzu kam, dass Serbien ein sehr konservatives Land ist. Als die Ablehnung immer größer wird, verlassen die Eltern, der Vater war Tourismusmanager, die Mutter Rechtsanwältin, Serbien und gehen mit dem Kind nach Australien. In zwölf Monaten nur erlernte Andrej die englische Sprache und war froh, den Rollentausch nunmehr ausleben zu können. Als er 2008 auf einem Markt Obst und Gemüse verkauft, entdeckt ihn ein zufällig über den Markt schlendernder Modelscout und lädt ihn in seine Agentur ein, nicht wissend, dass es sich um einen Jungen handelt. Es war der Beginn einer wunderbaren Karriere.

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

Maßnahmen gegen Homophobie - Friedrichstadtpalast Berlin

Maßnahmen gegen Homophobie – Kritik an Theater

Eastsiders – Humorvoller Einblick in die kalifornische Homoszene