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Abseits der binären Geschlechterrollen

Als 42-jähriger Social Media Experte & Marketer, Mediendesigner/techniker, Regisseur, Schauspieler und Gender-Aktivist lebe seit vielen Jahren nicht-binär, ohne gesellschaftliche bzw. kulturelle, geschlechtsspezifische Ge-/Verbote und Gender-Stereotype zwischen den Geschlechtern. Und ohne im realen Leben dafür diskriminiert zu werden.

Im Gegensatz zu typischen, geborenen Männern wurden meine Östrogen-Rezeptoren nach der Pubertät nicht vom Testosteron beschädigt, sondern blieben intakt, was dazu führte, dass der Körper selbst Östrogen produziert, eine weibliche Fettverteilung, Körperbehaarung und Rundungen aufweist. Diese habe ich lange Zeit versucht weg zu trainieren, aber mittlerweile stehe ich dazu und bin stolz auf meine „Special Features“. Mein Frauenarzt meint, ich sei privilegiert, denn so vereine ich sowohl männliche, als auch weibliche Attribute und kann problemlos als Mann, als auch als Frau auftreten, ohne aufzufallen und gesellschaftliche bzw. berufliche Probleme befürchten zu müssen.

Anders als Transsexuelle benötige ich weder eine Hormontherapie, noch eine Psychotherapie, um in meinem Pass ein „F“ für weiblich stehen zu haben. Ich imitiere nicht die Stimme und Gestik des anderen Geschlechts. Ich trage keine Perücke, muss nichts ausstopfen und kleide mich einfach danach, was meinem Körper passt – ganz egal, ob es aus der Damen-, oder aus der Herrenabteilung ist. Ich bin kein Transvestit, oder Crossdresser, denn ich ich verspüre dabei keinen Fetisch und keine erotischen Gefühle, ich glorifiziere feminine Kleidung nicht und schlüpfe auch nicht temporär in eine weibliche Rolle.

Diese Authentizität und mein Selbstbewusstsein sind es, die mich im Alltag vor schrägen Blicken und vor Diskriminierungen schützen, gepaart mit dem Privileg eines Körpers, der von Statur und Größe als weiblich durchgeht. Die Körperform gibt meine Kleidung vor, nicht das geborene Geschlecht. Erst seit meiner wöchentlichen Genderqueer-Kampagne, meinem Einsatz für Gleichberechtigung, MeToo Opfer, das dritte Geschlecht und steigernder Medienpräsenz kommt es zu Beleidigungen und Bedrohungen in der digitalen Welt, ironischerweise zumeist von der Transgender Community. Ich habe sogar ernstzunehmende Morddrohungen erhalten.

Bereits in meiner Kindheit habe ich mich mit Mädchen besser verstanden, als mit Jungs. Die Rituale, die Entwicklung und Eigenarten der Burschen in der Pubertät waren nie das meine. Statt Fußball und Sport interessierte ich mich mehr für künstlerische Sachen, aber auch für Fashion und Kosmetik.

Ein Mann soll pragmatisch, stark und vernünftig sein. Aber einer Frau wird es zugestanden, kreativ, emotional und verrückt zu sein und sich jeden Tag in Form von Kleidung und Kosmetik neu zu definieren. Alles, was (mir) Spaß macht, scheint dem weiblichen Geschlecht vorbehalten zu sein. Ich schminke mich nach Lust und Laune, trage, was ich will, epiliere meine Beine und Achseln und lackiere mir auch gern die

Nägel. Ich habe noch nie verstanden, warum dies ein Exklusivrecht der Frauen sein soll. Es geht mir jedoch nicht explizit um Kleidung oder MakeUp, sondern um die grundsätzliche Freiheit, es machen zu können, wenn man will.

Es ist nichts Beschämendes daran, sich für derartige Dinge zu interessieren. Wäre es so, müssten sich rund 52% der Weltbevölkerung tagtäglich in Grund und Boden schämen. Der Kampf um Emanzipation begann einst mit dem Tragen der Hose. Frauen sind entspannter was Bisexualität betrifft (während bisexuelle Männer als verkappte Schwule gelten) und treten oft, zB. beruflich, männlich auf, was die Gesellschaft begrüßt und als „tough“ bezeichnet. Aber wehe, ein Mann zeigt auch nur entfernt weibliche Attribute, dann geht die Welt unter. Und das wird einem schon als Kleinkind im Kindergarten antrainiert.

Es sind paradoxerweise viele Frauen, die selbst zwar immer mehr in männliche Domänen eindringen, Freiheit und Selbstbestimmung fordern, nach Lust und Laune in der Männerabteilung shoppen, flache Schuhe, kurze Haare und kein MakeUp tragen, aber beim Mann die Einhaltung altertümlicher Stereotype voraussetzen. Einem Mann, der weiblich zugesprochene Rituale bzw. Interessen für sich beansprucht, treten sie mit Ablehnung bzw. Abwertung entgegen. Er gilt als schwach, abartig, pervers und wird als Sex- bzw. Lebenspartner ausgeschlossen.

Blickt man in die Vergangenheit, so ist es noch nicht so lange her, als rosa und rot typisch maskuline Farben waren und sich das männliche Geschlecht schminkte bzw. die schönsten Kleider und Schuhe trug. Nur hat man ihnen damals deswegen nicht ihre Männlichkeit abgesprochen. Es war ein Zeichen von Macht und Stärke.

Schon die Naturvölker unterschieden in bis zu 5 Geschlechter. Erst die christlichen Missionare zwangen der Welt die binären Geschlechterrollen auf. Nichts ist nur männlich oder nur weiblich. In jedem Menschen stecken sowohl die einen als auch die anderen Anteile. Frauen leben diese auch frei aus. Männer hingegen trauen sich das nicht, aber über 350.000 themenverwandten Einträgen in deutschsprachigen Internetforen und eine aktuelle Reddit Umfrage mit über 10.000 Kommentaren bestätigt eine zunehmende Masse, die sich dies wünscht bzw. im Geheimen auslebt. Ich stehe dazu, denn Weiblichkeit sollte nichts sein, für was man sich schämen müsste.

Gäbe es eine wahre Gleichberechtigung, würden Männer, die ihre weibliche Seite zeigen, nicht diskriminiert und bedroht werden. Es sind speziell Frauen, die zwar immer mehr Rechte fordern, aber auf ihre Privilegien im alltäglichen Leben nicht verzichten wollen. Gleichberechtigung ist mehr als der Gender-Pay-Gap, sie beginnt mit elementaren Dingen des Alltags wie die freie Wahl der Kleidung.

Wir leben in einer Welt, in der das Gehirn als Zentrum für alles, was den Charakter eines Menschen ausmacht, steht. Aber gerade der Geschlechtsidentität, wenn sie vom Geborenen abweicht, wird keinerlei Glauben geschenkt. Für mich ist das Geschlecht eine Symbiose aus Geist und Körper. Gender ist keine Binarität, es ist ein Spektrum, wie auch aktuelle wissenschaftliche Studien belegen. Weder die DNA noch die Chromosomen sind vollends entschlüsselt, wieso also weigern sich so viele daran zu glauben, dass es mehr zwischen Mann und Frau gibt?

Es sind die Geschlechts-Stereotype, die Zwangs-Kategorisierung, das Schubladendenken und die familiär bzw. gesellschaftlich auferlegten Rollenbilder, die die Menschen krank machen.

Zur Person:

Alexander Hölzl ist ein 42-jähriger Regisseur, Produzent, Schauspieler, Marketer, Journalist, Social Media Experte und Gender-Aktivist, Eigentümer der Firma Visual Kings Media e.U., Vater von 4 Kindern, verlobt und leidenschaftlicher Jeep-Fahrer, Mountainbiker sowie Hawaiihemden-Träger mit Waffenschein und Colt Python Sammlung.

Sein größter beruflicher Erfolg war die WebTV Serie „Paradise Island“ (2006-2008), die in Mexiko gedreht wurde und in der er die Hauptrolle spielte. Mit über 1.400.000 Zusehern zählt die Serie als WebTV-Pionier und ist bis heute eine der meistgesehenen fiktionalen Online-Serien.

Akademischer Abschluss: MA in TV & Filmproduktion an der Donau Universität Krems

Reddit Umfrage zum Thema:

https://ze.tt/nur-noch-leggings-tragen-dinge-die-maenner-tun-wuerden-wenn-sie-nicht-dafuer- verurteilt-wuerden/

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