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Kino: 25 Jahre Coming Out

© Privatarchiv Büche München /CC-BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)

Am 10. November lädt das Thalia Filmtheater Potsdam-Babelsberg zu einer ganz besonderen Veranstaltung ein, welche wir euch gern kurz vorstellen möchten. Gezeigt werden an dem Abend die zwei Filme „Westler“ und „Coming Out“.

Westler am 10. November 18 Uhr

Bei Westler handelt es sich um einen Liebesfilm, der über eine schwule Beziehung zwischen Ost und West vor dem Fall der Mauer erzählt. Felix, der frisch aus den USA nach Berlin zurückgekehrt ist, lernt bei einem Besuch im Ostteil der geteilten Stadt Thomas kennen, der sich dort mit Gelegenheitsarbeit über Wasser hält und aufgrund seiner Homosexualität mit ständigen Diskriminierungen zu kämpfen hat. Es kommt wie es kommen muss: Die Beiden verlieben sich ineinander, doch die deutsch-deutsche Grenze steht dem jungen Glück im Weg. Jede Woche haben sie nur einen Tag und pro Tag nur vier bis maximal fünf Stunden, in denen sie nicht an die Grenzübergänge denken und in denen die Welt ihnen gehört. Immer wenn sie wieder von der Realität eingeholt werden, spüren sie schmerzhaft, wie sehr die Mauer sie trennt. Schließlich entscheidet sich Thomas von Prag aus in den Westen zu flüchten.

Wieland Speck, künstlerischer Leiter der Sektion Panorama bei den Berliner Filmfestspielen, hat die gleichgeschlechtliche Liebesbeziehung behutsam inszeniert und zum Teil mit versteckter Kamera im Osten Berlins gedreht.

Coming Out am 10. November 20 Uhr

Der junge Lehrer Philipp (Matthias Freihof) lernt seine Kollegin Tanja (Dagmar Manzel) nach einem Unfall im Treppenhaus der Schule näher kennen, und die beiden beginnen eine Beziehung. Ein alter Freund Tanjas, Jakob, den sie „Redford“ nennt, entpuppt sich als Jugendbeziehung Philipps. Philipps Eltern hatten die Beziehung beendet, indem sie Jakob einen Zirkelkasten und ein Fahrrad als Entschädigung schenkten. Durch die Wiederbegegnung gerät Philipp in eine Krise, flüchtet in eine Schwulenbar, aus der er schließlich voll-trunken von zwei Barbesuchern nach Hause gebracht wird.
Einen dieser für ihn anfangs anonymen Helfer, den jungen Matthias (Dirk Kummer), trifft er bald danach vor dem Schauspielhaus wieder und verliebt sich in ihn. Philipp muss sich mit seiner eigenen sexuellen Orientierung auseinandersetzen, hat aber nicht die Kraft. Auf einem Konzert mit dem berühmten Dirigenten Daniel Barenboim im Schauspielhaus kommt es zu einem Eklat, als Matthias auf der Suche nach Philipp mit Tanja zusammentrifft. Die Liebe zwischen Matthias und Philipp zerbricht. Am Ende kann sich Philipp zu seiner Homosexualität bekennen und riskiert den Affront gegen
die Schulleitung. Ein Berlin-Film mit einer bewegenden Liebesgeschichte.

Hintergründe zum Film

Der DEFA – Spielfilm Coming Out ist heute 25 Jahre nach Abschluss der Dreharbeiten, ein Beitrag zur Erinnerungskultur in einer Gesellschaft in den letzten Jahren der DDR. Der Film ist die Erzählung und ein Plädoyer für die Liebe von Heterosexuellen und Homosexuellen in den letzten Jahren der DDR. Der DEFA Spielfilm “Coming Out” steht, obwohl der damals in der DDR sehr berühmte Regisseur Heiner Carow das nicht beabsichtigt hatte, in der klassischen Tradition der Aufklärungsfilme. Einerseits wurden die längst überfälligen gesellschaftlichen Missstände der ehemaligen DDR aufgegriffen und zur Diskussion gestellt. Anderseits wurde in dem Film beispielhaft eine homosexuelle Liebe thematisiert und hervorgehoben. „Coming Out“ ist auch einer der letzten Filme der zusammengebrochenen Gesellschaft der DDR. Dieser Gegenwartsfilm entstand im Herbst /Winter /Frühjahr 1988 / 89. Der Film hatte seine Premiere am 9. November 1989, zu einem in mehrfacher Hinsicht historischen Datum.” (Pogromnacht, Öffnung der Mauer)

Mitte der 80er Jahre erlebten Homosexuelle in der ehemaligen DDR eine streng und vielfältig, beobachtete, erste Toleranz hinter vorgehaltener Hand.
Einerseits durch die tragende sozialistische Gesellschaft der DDR und andererseits durch das Ministerium für Staatssicherheit. Die Toleranz der Stasi hielt sich in Grenzen. Hauptziel war das „Abschöpfen von Quellen, sogenannter Minderheiten“ bzw. die Absicht sogenannte „Rosa-Listen“ einzuführen. Die Farbe Rosa war im Sprachgebrauch unter Homosexuellen berüchtigt und verbunden mit dem Rosa Dreieck. Ein Rosa Dreieck hatten Homosexuelle an ihrer Häftlingskleidung in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten.

Nach dem Film „Coming Out“ ist ein Filmgespräch mit Evelyn Carow (angefragt), Erika Richter, Matthias Freihof und Dirk Kummer geplant. Moderiert wird dieses von dem Autoren, Filmredakteur und Moderator des RBB, Knut Elstermann.

Mehr Informationen erhaltet ihr unter www.thalia-potsdam.de – Filmreihe zum Mauerfall

Written by Maik Friedrich

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