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Studie über Aids: Keine Entwarnung, aber Hoffnung

Impfstoffe gegen HIV
© Garyvdm/ GNU 1.2 (via Wikimedia Commons)

66 Seiten umfasst eine Studie des „Institute for Health Metrics and Evaluation“ über die weltweit aktuelle Situation bei HIV und Aids. Aufgezeigt wird, dass es weiterhin keine Entwarnung geben kann, aber einen berechtigten Grund zur Hoffnung.

In jedem Jahr 2,7 Prozent weniger Neuinfektionen

Daten aus insgesamt 188 Ländern wurden für diese Studie gesammelt, demnach gab es im vergangenen Jahr weltweit etwa 1,8 Millionen Neuinfektionen mit HIV. Etwas über 29 Millionen Menschen lebten 2013 mit dem HI-Virus, 1,3 Millionen Menschen starben an Aids. Das liest sich unverändert bedrohlich, doch ist die Zahl der Verstorbenen um fast ein Drittel zurückgegangen: 2005 – das Jahr gilt als Höhepunkt der Epidemie – starben noch ungefähr 1,8 Millionen Menschen an Aids, also 500.000 mehr als acht Jahre später. Die Zahl der Neuinfektionen erreichte 1997 mit 2,7 Millionen einen Spitzenwert, seitdem verzeichnen die Forscher einen Rückgang von etwa 2,7 Prozent in jedem Jahr.

Studie über Aids: Erfolge bei der Eindämmung groß

Dass die Erfolge bei der Eindämmung groß sind, führen die Forscher auf eine verbesserte antiretrovirale Therapie zurück, die in immer mehr Regionen der Welt zur Verfügung stehen würde: „Die globalen Investitionen in die Behandlung von HIV retten in immer größerem Maße Leben“, meint Christopher Murray, der Hauptautor der Studie. Gleichwohl sei die Qualität der antiretroviralen Kampagnen sehr unterschiedlich, doch die Forscher sind überzeugt davon, dass HIV immer mehr zu einer Krankheit werde, mit der man leben müsse, die aber nicht zwingend zum Tode führt. Das habe seinen Preis, es kostet derzeit 4.498 Dollar, um einem HIV-infizierten Menschen ein zusätzliches Lebensjahr zu ermöglichen. In dieser Summe sind Therapiemaßnahmen und die Kosten für Medikamente beinhaltet.

Aids breitet sich weltweit unterschiedlich aus

Die Erfolge sowie die aufgezeigten positiven Aussichten können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Ausbreitung von HIV und Aids weltweit unterschiedlich bemerkbar macht. Während in Südamerika und in den osteuropäischen Staaten die Epidemie bisher nicht in dem Maße ausbrach, wie Experten es befürchtet hatten, ist Afrika unverändert besonders stark betroffen. In Ländern wie Botswana und Swasiland kommen auf 100.000 Einwohner sage und schreibe 12.000 Infektionen. Auch Südostasien bereitet den HIV- und Aids-Experten Kopfzerbrechen, am stärksten ist in dieser Region Thailand betroffen, und auch aus Kambodscha kommen deutliche Warnsignale. Im Land der Khmer gibt es erst seit wenigen Jahren belastbare Zahlen. Insgesamt gab es 2012 in Süd- und Südostasien an die vier Millionen Menschen, die mit HIV leben müssen, darunter über 200.000 Kinder unter 15 Jahre. Verzeichnet werden in diesem Raum 220.000 Menschen, die an Aids gestorben sind und 270.000 Neuinfektionen.

HIV-Arzneien noch immer zu teuer

Damit sich die Lage insgesamt weiter zum Positiven hin wendet, müssen nach Ansicht der Experten die HIV-Arzneien deutlich preiswerter werden. Nach einer Studie der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ seien die Medikamente in sehr vielen Ländern weiterhin unerschwinglich. Dies erschwere die Versorgung der Infizierten, wurde von der Organisation auf der zurückliegenden Welt-Aids-Konferenz im australischen Melbourne bemängelt. Betroffen seien nicht in erster Linie die ärmsten Länder, wo die Medikamente pro Person teils nur noch 100 Euro im Jahr kosten. Das Problem bestehe in erster Linie in Ländern, wo Menschen mit mittlerem Einkommen leben. Hier würden die Pharmaunternehmen über Gebühr zuschlagen, kritisierte ein Redner auf der Konferenz. Auch machen Patente die Arzneien zu teuer: „Es ist vergleichbar mit Viagra. In der Zeit, als das Pharmaunternehmen ein Patent darauf hatte, gab es eine Art Monopolstellung, und die blauen Pillen waren sehr teuer. Nachdem das Patent abgelaufen war, gingen die Preise drastisch nach unten, doch die Wirkung ist unverändert dieselbe“, so ein Teilnehmer der Welt-Aids-Konferenz zu queerpride.de. Und weiter: „Die Pharmaindustrie scheffelt so Millarden und Abermilliarden auf Kosten der Kranken und versündigen sich.“ Jennifer Cohn von „Ärzte ohne Grenzen“ formulierte es so: „Wir wissen heute genau, welche Instrumente wir brauchen, um die Viruslast bei Menschen, die mit HIV leben, unter die Nachweisgrenze zu drücken und dort zu halten. Aber in den meisten Fällen sind die Preise zu hoch.“

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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