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Pinocchio, Cinderella & Co: Sind bei Walt Disney alle homosexuell?

© Kate /CC-BY-SA 2.0 (via Flickr Commons)

Der Disney-Konzern muss sich mit Vorwürfen auseinandersetzen, der neue Zeichentrickfilm „Die Eiskönigin – völlig verfroren“ (Original: „Frozen“) würde einmal mehr Homosexualität propagieren. In diesem Fall heißt der Kritiker aber nicht Wladimir Putin, sondern dies behaupten fundamentalistische Organisationen, wie die Tageszeitung „Welt kompakt“ heute berichtet.

Neu ist diese Anklage nicht, schon in den 1940er Jahren wurde von Erzkonservativen bemängelt, Walt-Disney-Klassiker wie „Pinocchio“ (1940) oder „Dumbo“ (1941) hätten eine glamourös-schrille Handlung und würden mit ihrer „Gay-Agenda“ Moralvorstellungen untergraben. Aktuell haben selbsternannte Sittenwächter die „Eiskönigin“ am Wickel, jene zur wahren Liebe unfähige Herrscherin Elsa, deren Song „Let it Go“ als Coming-out einer Lesbe gewertet wird.

Selbst das erzkonservative „Vatican-Magazin“ – man mag es kaum glauben – beschäftigte sich in seiner Februarausgabe (2/2014) mit diesem Phänomen, auf dem Cover sieht man Donald Duck, und im Heft sinniert ein Redakteur allen Ernstes darüber, warum Donald – auf unserem Foto mit seiner Daisy – mit dieser nicht verheiratet ist, woher Tick, Trick und Track kommen und ob in Entenhausen eventuell der „Familiensinn“ abhanden gekommen ist.

Sind die Walt-Disney-Figuren also lesbisch oder schwul? Verwunderlich wäre das nicht, denn es ist bekannt, dass im Zeichentrickstudio des Walt-Disney-Konzerns viele Homosexuelle gearbeitet haben und dort noch immer arbeiten. Von 2009 bis 2012 war Rich Ross der Chef des Disney-Unternehmens, und der war – schwul.

Und wer den eitlen Ganter Gustav Gans, der seit 1949 ein ewiger Junggeselle ist, für heterosexuell hält, dem ist nicht zu helfen. Auch die Philosophin Judith Butler hat sich mit dem Phänomen beschäftigt und etliche Hinweise auf lesbische oder schwule Figuren in Entenhausen und anderswo gefunden.

So seien Prinzen immer nur blasse, passive Schönlinge, die vornehmlich männliche Personen um sich geschart hätten. Wen wundert es da, dass der Walt-Disney-Konzern in Vergnügungsparks „Gay Days“ anbietet. Hier können seit sieben Jahren schon Lesben ihre Frau, und Schwule ihren Mann heiraten. Kostenpunkt: 6.000 bis 34.000 Euro.

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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