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Gerichte gehen härter gegen Schwule in Marokko vor

Schwule in Marokko
© Jeremy Vandel /CC-BY-SA 2.0 (via Flickr Commons)

Einmal mehr sind Schwule in Marokko zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Ihnen wird vorgeworfen, sich prostituiert und damit gegen geltendes Recht verstoßen zu haben. Ein Gesetz verbietet zum Beispiel „unnatürliche Akte mit gleichgeschlechtlichen Partnern“, bestraft wird dies mit bis zu drei Jahren Haft.

Mitte Mai hat es einen ähnlichen Fall gegeben, hier wurde ein junger Mann aus einem Dorf bei Casablanca von seinem eigenen Vater angezeigt. Er habe ihn durch diesen Schritt von seinem „abartigen Lebensstil“ abbringen wollen, so der Vater in einem TV-Interview. Die Menschenrechtsorganisation „Mouvement Alternatif pour les Libertés Individuelles“ (MALI) kritisiert das harte Vorgehen Marokkos gegen Schwule und forderte die Richter auf, „sich endlich einmal vorzustellen, dass es auch hier um Liebe geht.“ In der Tat herrscht in dem nordafrikanischen Staat eine eigenartige Sexualmoral. Auf der einen Seite werden homosexuelle Männer ins Gefängnis gesperrt, auf der anderen Seite wurde vor einigen Monaten ein spanischer Mann, der elf marokkanische Kinder vergewaltigt hatte, von König Mohammed VI. höchstselbst begnadigt und danach des Landes verwiesen. Begründung: Man wolle die guten Beziehungen zu Spanien nicht belasten. Eine Begnadigung homosexueller Männer ist unwahrscheinlich, denn gleichgeschlechtliche Liebe ist nach Paragraph 489 des Strafgesetzbuchs illegal. Selbst in den internationalen Hotels in Casablanca, Rabat und Marrakesch werden ältere Männer, die einen jüngeren Mann mit auf ihr Zimmer nehmen wollen, von Rezeptionisten in einem zum Teil scharfen Ton darauf hingewiesen, dass dies unerwünscht sei.

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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