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Homophobie in Russland: Anna Netrebko unter Druck

Anna Netrebko
© Tsui /CC-BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)

Das homophobe Anti-Schwulen-Gesetz in Russland erreicht nun auch prominente Künstler. So muss sich aktuell der Weltstar Anna Netrebko, eine Freundin und Unterstützerin von Präsident Putin, erklären, ob sie die Diskriminierung gegen Lesben und Schwulen goutiert oder ablehnt. Neutral kann sie nicht bleiben.
Die russische Sopranistin Netrebko hat sich im letzten Wahlkampf sehr deutlich für eine erneute Wahl Wladimir Putins ausgesprochen, bezeichnete ihn als „den besten Präsidenten“, den Russland hatte beziehungsweise bekommen könne.

Zum Dank gewährte Putin ihr im Juni die besondere Ehre, auf dem Roten Platz in Moskau singen zu dürfen. Wird sie auf internationalen Pressekonferenzen nach politischen Themen wie „Pussy Riot“, oder nach dem Putin-Kritiker Michail Chodorkowski gefragt, verweigert sie Antworten. Bei dem von Netrebko-Freund Putin forcierten Anti-Homo-Gesetz indes hat sie ihre vornehme Zurückhaltung aufgegeben, denn sie befindet sich in einer Zwickmühle. Viele Homosexuelle lieben die Oper eben, und da könnte ein Boykott naheliegen.

Das wird denn auch der Grund dafür gewesen sein, dass Anna Netrebko sich jetzt bemüßigt sah, auf ihrer Facebook-Seite mitzuteilen: „Als Künstlerin ist es mir eine große Freude, mit all meinen wunderbaren Kollegen zusammenzuarbeiten – ungeachtet ihrer ethnischen Herkunft, Volkszugehörigkeit, Religion, ihrem Geschlecht oder ihrer sexuellen Orientierung. Ich habe nie jemanden diskriminiert und werde es niemals tun.“ Damit dürfte ihr nächstes Konzert auf dem Roten Platz in Moskau in weite Ferne gerückt zu sein. Übrigens: Am 23. September wird Netrebko in New York in einer Tschaikowski-Oper singen. Und der war nicht nur Russe, sondern auch – schwul.

Foto: © Tsui /CC-BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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