in

Homo-Ehe: Norbert Blüm gibt sich der Lächerlichkeit preis!

© tgoldkamp /CC-BY-SA 3.0 (via Flickr Commons)

Norbert Blüm (CDU) war von 1982 bis 1998 Arbeitsminister unter Bundeskanzler Helmut Kohl. Eigentlich hätte man ihn also längst vergessen können, doch lässt der Mann das einfach nicht zu. Heute etwa schreibt er in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) über die Homo-Ehe und kritisiert dabei die Bundesverfassungsrichter in Karlsruhe scharf, indem er ihnen mit ihren Urteilen eine Anbiederung an den Zeitgeist vorwirft. queerpride.de kommentiert:

Norbert Blüm (78) gehört zu der Riege von Ex-Politikern, denen es einfach nicht gelingen mag, eine Einladung in die Talkshows auszuschlagen. Anstatt die üppige Pension im finnischen Ferienhaus zu geniessen und sich um die Enkel- und Urenkelkinder zu kümmern, schreibt er mehr oder weniger entbehrliche Bücher, äussert sich in Interviews und Gastbeiträgen zu jedem möglichen und unmöglichen Thema, oder aber er wirkt in der Jury einer TV-Sendung mit, in der man Berufe oder aber Verwandte von Prominenten erraten kann. So weit, so gut. Er hat sich in den letzten Jahren zu einer lächerlichen Person entwickelt, und das Wirken von lächerlichen Personen bringt es eigentlich mit sich, dass man über sie offen oder versteckt lacht. Was soll man auch sonst tun mit einem Zeitgenossen, der vor gefühlten 200 Jahren einmal Verantwortung in diesem Land getragen hat und heute, im Jahre 2013, genau so redet und schreibt wie einer, der vor 200 Jahren gelebt hat? Nicht zum Lachen aber ist das, was der Mann heute in der FAS absondert.

Gastbeitrag von Norbert Blüm ist ein schlimmer Angriff auf die Würde des Bundesverfassungsgerichts

Er, der Nichtjurist, kritisiert auf eine geradezu schamlose Art und Weise die Bundesverfassungsrichter für ihre Urteile in punkto Homo-Ehe/Ehegattensplitting, wirft ihnen dabei gar vor, sich „rhetorischer Tricks“ zu bedienen. Es ist dies ein nicht hinnehmbarer Angriff auf die Würde des höchsten deutschen Gerichts von einem kleinen Mann aus dem Bonner Stadtteil Unkel. Homosexualität kommt im überschaubaren Gedankenkosmos des Norbert Blüm als etwas vor, das in sei, eine pure Zeitgeisterscheinung und Laune also, die vom Bundesverfassungsgericht nur unnötig aufgewertet werde. Sein Versuch, diesen Quatsch argumentiv zu unterfüttern, ist so stimmig wie die von ihm einst getätigte Äusserung, wonach die Rente sicher sei. Auch das hat sich im Nachhinein als vollkommen falsch erwiesen. Geradezu rührig wird es, wenn sich Norbert Blüm als Biologieexperte präsentiert. Die Familie – man mag es nicht mehr hören – sei „die Elementareinheit der Gesellschaft, die auf ihr Weiterleben angelegt ist“, so Blüm weiter. Und hierzu könnten Homosexuelle nun mal keinen Beitrag leisten. So richtig unerträglich wird es dann, wenn Blüm schreibt, die Homo-Ehe „liegt unterhalb des Normzwecks der Ehe und Familie.“ Normzweck? Was für eine Wortschöpfung, es hätte prima in einem der Rassengesetze integriert werden können… Ach, Nobbi, nun kommt, was kommen muss. Er, der unfassbar Eitle, wird wieder zu Lanz & Co. eingeladen und darf da rumsalbeien. Wir müssen diesen alten und lächerlichen Mann in den nächsten Tagen einfach aushalten, so schwer es auch fallen mag. Doch werden wir auch das überstehen.

Foto: © tgoldkamp /CC-BY-SA 3.0 (via Flickr Commons)

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

Papst Franziskus, Papst, Schwule

Volker Beck kritisiert Papst Franziskus heftig

Trennung: Ricky Martin startet neu durch!