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HIV-Prophylaxe : Wie steht es in Deutschland?

HIV-Prophylaxe
© Jeffrey Beall /CC-BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons)

Spätestens seit der zurückliegenden Welt-Aids-Konferenz in Melbourne wird öffentlich über Medikamente diskutiert, die einer HIV-Prophylaxe dienen sollen. Wie ist der aktuelle Stand?

HIV-Prophylaxe : Truvada lässt hoffen

Insbesondere der Medikamentenname „Truvada“ (Foto) fällt immer wieder, wenn es um die Möglichkeit einer HIV-Prophylaxe geht. „Truvada“ ist ein Kombinationsmittel, das im Wesentlichen aus den beiden Aids-Medikationen „Emtricitabin“ und „Tenofovir“ besteht. „Truvada“ wird seit geraumer Zeit schon in Verbindung mit einem anderen antiretroviralen Arzneimittel zur Behandlung von bereits HIV-infizierten Menschen eingesetzt, wobei dabei auffällig ist, dass „Truvada“ offensichtlich auch bei einem „HIV-Schutz“ wirksam ist, „Truvada“ also ein „Prep“ sei (= „Präexpositionsprophylaxe“ – die Red.). Auf der Welt-Aids-Konferenz im australischen Melbourne betonten Redner, dass es beim Schutz vor einer neuen Infektion eine „Erfolgsquote“ von über 92 Prozent gäbe, was entsprechende Studien belegen sollen. Sofern Menschen das Medikament „Truvada“ täglich einnehmen würden, könnte dies gar einen 100-prozentigen Schutz nach sich ziehen. Damit wäre diese blaue Pille vom Grundsatz her so sicher wie ein Kondom.

Monatspackung für 650 Euro

Ein weiterer Vorteil von „Truvada“ ist, dass die unerwünschten Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und Übelkeit überschaubar sind. Jürgen Rockstroh, Infektiologe am Uniklinikum Bonn, würde „Truvada“ übrigens schon jetzt als „Prep“ verschreiben. In der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS) sagte er: „In einer wohl definierten Gruppe ist diese Form der HIV-Vorsorge zur Begrenzung der Infektionszahlen durchaus sinnvoll.“ Davon könnten insbesondere Prostituierte und intravenöse Drogenkonsumenten profitieren, so Rockstroh weiter. Gleichwohl zeigt sich der Mediziner skeptisch, was die Chancen einer Zulassung in der Europäischen Union (EU) angeht. Hier sei das Problem aber nicht die EU selbst, sondern das produzierende Unternehmen „Gilead Sciences“, das derzeit wenig Anstalten mache, „Truvada“ als Medikament zur HIV-Prophylaxe anzubieten (in den Vereinigten Staaten haben die zuständigen Behörden „Truvada“ als „Prep“ bereits 2012 genehmigt – die Red.). Gleichwohl wäre auch außerhalb der USA ein riesiger Markt durchaus vorhanden, denn mehr als zwei Drittel an homosexuellen Männern gab in einer Umfrage an, ein „Prep“ wie „Truvada“ einzunehmen. Und dies, obwohl eine Monatspackung „Truvada“ um die 650 Euro kostet, für die zum jetzigen Zeitpunkt keine Krankenkasse aufkäme.

Written by Holger Doetsch

Holger Doetsch ist Bankkaufmann, Redakteur und Autor verschiedener Bücher, unter anderem "Elysander" und "Ein lebendiger Tag". Im Journalismus kennt er alle Seiten des Tischs, er publiziert in mehreren Zeitungen und Onlinemedien, war Pressesprecher (u. a. in der letzten DDR-Regierung) und unterrichtet seit 1995 Journalismus, PR sowie Rhetorik an verschiedenen Hochschulen.

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