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Sexualität als Fluchtgrund?

Das Menschenrechtsbewusstsein in Hinblick auf die sexuelle Orientierung und Identität istdennoch so hoch entwickelt, dass auch viele Menschen aus genau diesem Grund nach Deutschland flüchten: In 70 Ländern ist namentlich Homosexualität strafbar, in sieben Ländern droht hierfür die Todesstrafe. Große Teile der Welt können mit der originären Natürlichkeit der sexuellen Vielfalt des Menschen leider immer noch nicht zivilisiert umgehen. Gibt es keine gesetzlich verbrieften Bedrohungslagen, warten oft immense soziale Schwierigkeiten – Verfolgung, Gewalt, Todesangst und soziale wie ökonomische Ungleichberechtigung. Die Flucht aus diesen Gründen erscheint nachvollziehbar.

In der Europäischen Union besteht seit 2013 Asylanspruch für Homosexuelle, die in ihrem Land verfolgt werden: Die Bearbeitung von Asylverfahren dauert durch derzeitige Herausforderungen noch länger und schafft unter Umständen neue Schwierigkeiten. Dazu zählen auch Bedrohungslagen, die durch die gemeinsame Unterbringung mit anderen Geflüchteten in Notunterkünften entstehen können, wenn diese den Respekt gegenüber sexueller Vielfalt in ihrem Wertekanon ebenso nicht berücksichtigen. Die Schaffung eigener Flüchtlingsunterkünfte für LGBTTI-Flüchtlinge ist daher nicht nur punktuell nachvollziehbar und empfehlenswert, sondern tatsächlich aus Sicherheitserwägungen heraus notwendig.

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Probleme entstehen in Asylverfahren zudem dann, wenn die Personen, die in der Asylbetreuung tätig sind, hinsichtlich sexueller Vielfalt nicht sensibilisiert sind und so zu neuen sehr unangenehmen Situationen für Geflüchtete beitragen. Ohnehin wird es LGBTTI-Flüchtlingen schwerfallen, über ihre Vergangenheit zu reden; fordert man explizite Beweise für die sexuelle Orientierung bzw. Identität, können schamvolle oder ehrverletzende Situationen entstehen. Für eine gute Koordination der Inklusion von Personen mit dem Fluchtgrund der sexuellen Identität bzw. Orientierung ist also auch der generelle Schutz von LGBTTI sicherzustellen: Vor allem muss berücksichtigt werden, dass die soziale Situation im Herkunftsland so vielschichtig ist, dass allein die fehlende Strafbarkeit von Homosexualität kein ausreichender Grund für eine Einstufung eines Landes als sicheres Herkunftsland ist.

Die Öffnung von Ehe und Adoption: Hausaufgaben für die Demokratie.

Deutschland bietet LGBTTI-Flüchtlingen Schutz und präsentiert sich somit als offene, schutzbietende Nation: Sie ist daher gefragt, jede Form der Diskriminierung und Ungleichbehandlung Nichtheterosexueller bereits in ihren Ansätzen zu beseitigen. Der eigene Wertekanon muss also ebenfalls befähigt werden, die längst überholten Vorbehalte gegen die Öffnung der Ehe und die Möglichkeiten der Familienplanung für alle Paare zu vermeiden: Die Arbeit an ganzheitlichen Lösungen für die Zukunft ist nun notwendig. Schließlich wird Geflüchteten anderer Kulturen in Deutschland ebenso beigebracht, dass nichtheterosexuelle Liebe gleichwertig ist: Jede eigene ideologische Abkapselung sexueller Vielfalt, die wir stillschweigend als salonfähig erachten, lässt die gut gemeinten Absichten daher eher lächerlich und kaum ganzheitlich wirken.

Die Menschenrechte Nichtheterosexueller sollten durch die Öffnung von Ehe und gleichberechtigten Möglichkeiten der Familienplanung für alle Liebespaare umfassend anerkannt werden: Verwässern wir Akzeptanz mit Ausnahmen und Lippenbekenntnissen, bieten wir damit immer Raum für fehlende Akzeptanz und Ausgrenzung.Akzeptanz kann nur ganz oder gar nicht gelebt werden. Daher ist es auch notwendig, die sexuelle Aufklärung im Schulunterricht einem Update zu unterziehen: So soll verhindert werden, dass Vorurteile, fehlende Akzeptanz und Ablehnung gegenüber Nichtheterosexuellen bereits früh entstehen und später umso schwieriger wieder abgebaut werden können.

Nach wie vor sind homophobe Schimpfwörter an Schulen stark verbreitet. Noch immer stößt die Sichtbarmachung von Nichtheterosexualität auf unsachliche Ablehnung. Noch immer nehmen zu viele Eltern die Aufklärung ihrer Kinder über sexuelle Vielfalt pauschal als persönlichkeitsverletzend, pornographisch oder umerzieherisch wahr. Und noch immer begegnen viele gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern dem Hass und der Benachteiligung ihrer Umgebung: Hier fehlt es an kritischem Reflexionswissen, das hilft zu erkennen, dass die sexuelle Orientierung bzw. Identität der Eltern für die Kindererziehung im Gegensatz zu vermittelten Werten wie Liebe, Einigkeit und gegenseitigem Halt überhaupt keine Rolle spielt und keine negativen Konsequenzen für die Kinder erzeugt (vgl. Rupp, Marina (Hrsg.): Die Lebenssituation von Kindern in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften, 2009, S. 289ff.).

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