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Private Initiative will ein Flüchtlingsheim für LGBT’s bauen

Kampagnengrafik der Crowdfunding-Plattform Indiegogo

Homosexuelle Flüchtlinge fliehen aus ihren Heimatländern, weil sie dort von ihren Mitmenschen drangsaliert wurden. Werden sie hierzulande mit ebenfalls geflüchteten Landsleuten untergebracht, setzt sich ihr Martyrium in vielen Fällen leider fort. Eine private Initiative will jetzt ein Flüchtlingsheim speziell für LGBT-Flüchtlinge schaffen und setzt dabei auf Spenden. 

Weil die Bundesregierung das besondere Schutzbedürfnis von queeren Migranten bisher ignoriert, hat sich nun eine private Initiative für eine Verbesserung ihrer Unterbringungsbedingungen gegründet: RainbowRefugees ist ein Zusammenschluss verschiedener queerer Netzwerke. Derzeit gehören ihm die LGBT-Organisationen der Parteien CDU (LSU), SPD (Schwusos), Linke (LAG Queer), Grüne (QueerGrün) sowie der FDP (LiSL) an. Außerdem haben sich der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) sowie der CSD-Dresden angeschlossen.

Größter Wunsch ist ein LGBT-Flüchtlingsheim

Als größtes Ziel seiner Initiative nennen die Aktivisten die Gründung eines Flüchtlingsheims ausschließlich für homo- und transsexuelle Flüchtlinge. Vorbild könnte hier eine LGBT-Flüchtlingsunterkunft in den Niederlanden in dem Amsterdamer Stadtteil Zuidoost sein. Mit der Schaffung einer solchen Unterkunft auf private Initiative hin sei es möglich auch in Deutschland, die Regierung unter Zugzwang zu setzen und sie für das besondere Schicksal queerer Flüchtlinge zu sensibilisieren.

Vordergründiges Ziel des Aktionsbündnisses ist es also, queere Flüchtlinge aus den Massenunterkünften zu holen und sie anderweitig an geschützten Orten unterzubringen. 30 LGBT-Flüchtlinge werden derzeit bereits durch den CSD-Dresden betreut. In den kommenden Tagen sollen vier weitere Flüchtlinge dort eine Zuflucht finden.

Mit den Spendengeldern wolle man zusätzlich eine psychologische Betreuung für LGBT-Flüchtlinge organisieren sowie Sprach- und Integrationskurse fördern.

Zahlreiche Übergriffe in den vergangenen Monaten registriert

Seit dem Beginn der großen Flüchtlingswelle in diesem Sommer wurden landesweit zahlreiche Übergriffe auf LGBT-Flüchtlinge in Massenunterkünften registriert. Weil aber Homosexualität in den meisten Herkunftsländern ein großes Tabu darstellt, ist gleichzeitig von einer großen Dunkelziffer von Übergriffen auszugehen. Unter der Überschrift „Viele schweigen aus Scham“ berichtete der Berliner Tagesspiegel im Juli als eines der ersten Medien im Zusammenhang zur aktuellen Flüchtlingskrise.

Im September machte der Fall der 25 Jahre alten Transsexuellen Maggy aus dem Libanon Schlagzeilen. Wegen anhaltender Übergriffe auf ihre Person bekam sie schließlich ein separates Zimmer in ihrer Unterkunft in Berlin zugewiesen. Ihr Lebenspartner müsse aber weiterhin zusammen mit anderen Flüchtlingen leben, die den jungen Mann regelmäßig beschimpfen und angreifen würden, insbesondere im Zusammenhang mit den gemeinsam zu nutzenden Duschen. Aus ihrem Einzelzimmer traue Maggy sich kaum mehr heraus, heißt es. „Im Flüchtlings-Heim denken die, ich bin ein Alien“, sagte sie gegenüber der Tageszeitung „BZ“.

Der 23 Jahre alte Georgier Mikheili war in seinem Heimatland aufgrund seiner Sexualität großen Gefahren ausgesetzt. Sein Vater habe ihn töten wollen, erzählte er Anfang September dem „Spiegel“. Schließlich wurde er in Deutschland an einer Bushaltestelle gegenüber seiner Unterkunft bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt. Die Täter konnten nie ermittelt werden.

Wie viele LGBT-Flüchtlinge sind derzeit in Deutschland?

Dazu kann das Bündnis RainbowRefugees nur vage Vermutungen anstellen, zumal viele aufgrund des herrschenden Tabus in ihrem Heimatland auf Deutschen Behörden zunächst keine Aussage zu ihrer sexuellen Orientierung treffen. Unter 1.000 000 Flüchtlingen, die 2015 nach Deutschland kamen, sollen sich nach der Rechnung des Bündnisses rund 10.000 Homo- und Transsexuelle befinden. Zur Berechnung wurde davon ausgegangen, dass etwa ein Prozent aller Menschen homosexuell sind.

Diese Zahl ist allerdings im untersten Bereich von Schätzungen zur Häufigkeit von Homosexualität angesiedelt. Andere Studien kommen zu dem Ergebnis, dass Homosexualität fünf bis zehn Prozent aller Menschen betreffe. Für Transsexualität existieren kaum verlässliche Schätzungen.

Ankommenden LGBT-Flüchtlingen helfen

Die Initiative RainbowRefugees will ankommenden LGBT-Flüchtlingen in Deutschland helfen, ein neues Leben zu starten. Mit dem CSD-Dresden hat RainbowRefugees bereits ein tatkräftiges Mitglied in seinem Netzwerk. Um helfen zu können, ist die Aktion auf Spenden angewiesen. Mehr Informationen darüber gibt es auf der Crowdfunding-Website Indiegogo.

Dort besteht außerdem die Möglichkeit, direkten Kontakt zu den Initiatoren aufzunehmen.

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